Pinguine in Argentinien

Wer Pinguine mag, sollte Argentinien nicht verlassen, ohne einer der zahlreichen Pinguin-Kolonien einen Besuch abgestattet zu haben. Das lustige Watscheln, das fröhlich-chaotische Geschrei und die ungebremste Neugier der Tiere sind mit Sicherheit ein Highlight einer jeden Argentinien-Reise.

Unerwartetes Rendezvous mit einem Pinguin am Strand

Ganz gemächlich, ohne Eile, bereitet sich die Sonne auf ihren heutigen Abschied vor. Sie macht Platz für die Nacht, die verspricht, vollmondhell zu werden. Das Licht in dieser Stunde hat fast etwas Magisches. Für einen Moment kleidet sich die Welt in Gold und Rot. Man wird nicht müde, diese besonderen Minuten mit Blick auf die tosenden Wellen zu genießen. Man erzählt sich Mate schlürfend von den Erlebnissen des Tages, die man gemeinsam, aber doch auch jeder für sich allein erlebt hat.

Die Höhepunkte zusammengefasst: Guanakos, das endlose Blau des Meeres, eine einsame Bucht mit feinstem Sandstrand, das nette Gespräch mit einer Parkrangerin, Gürteltiere.

Die Stars des Tages: schwarz-weiß befrackte, lauthals schnatternde Vögel.

 

Im fahlen Licht auf den ersten Blick nur schwer erkennbar, bewegt sich etwas im groben Kies. Wackelt beim Gehen munter von rechts nach links, nähert sich entschlossenen Schrittes, so als wollte es sagen: „Hey, was redet ihr da über mich?“

Der Magellan-Pinguin dreht neugierig ein paar Runden um unser Sonnenuntergangs-Lager, und lässt sich schließlich ein paar Meter entfernt nieder.

Als wollte er selbst die nun schon schwachen Sonnenstrahlen über dem Meer verabschieden.

Jede Begegnung mit Pinguinen ist etwas Besonderes. Selbst wenn man schon Hunderte gesehen hat, man kann sich an den Tieren nicht sattsehen. Wohl kaum jemand, der sich in der Nähe von Pinguinen aufhält, kann sich ein Schmunzeln verkneifen.

Während sie an Land tollpatschig wirken, und immer wieder Bauchlandungen zum Besten geben, scheinen die flugunfähigen Vögel durchs Wasser zu fliegen.

 

Entlang der patagonischen Küste und in Feuerland können die Tiere von September bis April bestaunt werden.

Das kann eine Zufallsbegegnung sein wie an jenem Strandabend in einem herrlich abgeschiedenen Küstendorf der Provinz Chubut. Da die Tiere kaum Scheu zeigen, trifft man sie schon auch mal beim Schaufensterbummel in etwas belebteren Ortschaften an.

Wer nicht alles auf den Zufall setzen will, sollte einer der vielen Pinguin-Kolonien einen Besuch abstatten.

Magellan-Pinguine – ein paar Fakten

In Argentinien sind hauptsächlich Magellan-Pinguine beheimatet.

Mit einer Körpergröße von bis zu 70 cm sind sie die größte Art der Gattung Spheniscus (Brillenpinguine).

Die Weibchen werden mit 4 Jahren, die Männchen mit 6 Jahren geschlechtsreif.

Wie die meisten Pinguin-Arten leben auch Magellan-Pinguine monogam. Ein möglicher Scheidungsgrund ist, wenn die Küken nicht gesund zur Welt kommen und nicht erfolgreich aufgezogen werden können. Pragmatismus geht dann vor ewiger Treue!

Nach Verlassen des Nestes schwimmen die Brutpaare getrennte Wege. Pünktlich im September beenden sie ihre Fernbeziehung wieder. Das Männchen wartet dann jedes Jahr am Nest geduldig auf seine Angebetete.

Zum Brüten graben sie Höhlen, sofern der Boden es zulässt. An der trockenen Küste dienen Felsspalten oder Sträucher als Ersatz. Die Eiablage beginnt im Oktober, in der Regel werden 2 Eier im Abstand von 4 Tagen ausgebrütet. Bei der Fütterung wechseln sich die Eltern ab. Sie bevorzugen dabei den zuerst geschlüpften Jungvogel, was zu einer höheren Sterblichkeit des Zweitgeschlüpften führt. Ist ausreichend Nahrung vorhanden, stehen die Chancen gut, dass beide überleben, da sie an Land kaum natürliche Feinde haben. Die Jungvögel tragen ein braun-graues Gefieder, das noch nicht wasserabweisend ist. Ende Januar, Anfang Februar werden sie flügge.

Magellan-Pinguine ernähren sich hauptsächlich von Fisch und Krill.

Wird es den Tieren im patagonischen Sommer zu heiß, strecken sie ihre Flossen weit vom Körper weg und hecheln wie Hunde, um so die Körpertemperatur zu regulieren.

Weitere Pinguin-Arten in Argentinien

  • Südliche Felsenpinguine: Mit einer Körpergröße von 45 bis 55 cm gehören die „pingüinos de penacho amarillo“ zu den kleinsten Pinguinen weltweit. Das auffälligste Merkmal ist ihr gelber Überaugenstreifen, dessen Federn hinter den Augen verlängert sind und abstehen. Zum Hinterkopf hin sind die Federn schwarz-gelb gestreift und bilden einen locker anliegenden Schopf. Normalerweise trifft man diese Pinguin-Art auf abgeschiedenen Inseln wie den Malvinas oder der Isla del Estado an. Eine Ausnahme bildet die Isla Pingüino vor der Küste von Puerto Deseado (Provinz Santa Cruz).
  • Eselspinguine: Eselspinguine sind unter den Pinguinen die schnellsten Schwimmer. Ihren Namen verdanken sie dem eselartigen Geschrei, mit dem sie vor Eierdieben warnen und das auch die Paarungszeit begleitet. Auffälligstes Merkmal ist ein weißer Fleck über dem Auge. Die Hauptkolonien befinden sich auf den Islas Malvinas. Wer nicht ganz so tief in die Tasche greifen kann oder will, hat auf der Isla Martillo in der Nähe von Ushuaia die Chance auf eine Begegnung mit den ruffreudigen Tieren.
  • Königspinguine: Nach dem Kaiserpinguin ist der Königspinguin die zweitgrößte Art und erreicht eine Körpergröße von stolzen 85 bis 95 cm. Die Könige unter den Pinguinen brüten hauptsächlich auf den subantarktischen Inseln, mit etwas Glück sind sie jedoch auch auf der Isla Martillo in Feuerland anzutreffen.

Pinguin-Kolonien in Argentinien

Wer mit Pinguinen auf Tuchfühlung gehen möchte, hat in Patagonien zahlreiche Möglichkeiten. Hier eine Auswahl an Pinguin-Kolonien. Einige sind nur mit dem eigenen Fahrzeug erreichbar.

1. Punta Tombo – die größte Pinguin-Kolonie Argentiniens

Punta Tombo, eine 3 Kilometer lange und 600 Meter breite Halbinsel in der Provinz Chubut, ist die größte und meistbesuchte Pinguin-Kolonie in Argentinien. Tausende Magellan-Pinguine kommen jedes Jahr hierher, um ihre Jungen aufzuziehen.

Ein Netz von Spazierwegen und Aussichtspunkten führt durch das Gewirr aus Nestern und Höhlen bis zum Meer.

Für die Besucher wurden außerdem ein Museum und ein Restaurant mit stolzen Preisen errichtet. Es empfiehlt sich, Essen und Trinken selbst mitzunehmen.

  • Anfahrt Punta Tombo: Punta Tombo liegt 110 Kilometer südlich von Trelew / Rawson und 170 Kilometer südlich von Puerto Madryn. Mit dem eigenen Fahrzeug: Ruta 3 + Ruta 1 (Schotterstraße) oder Ruta 3 + Ruta 75 + Ruta 1. Punta Tombo ist ausgeschildert.
  • Tagesausflüge nach Punta Tombo werden im großen Stil von Madryn aus angeboten.
  • Öffnungszeiten Punta Tombo: 8 bis 18 Uhr. Das Reservat ist von März bis September geschlossen.
  • Preis Punta Tombo: umgerechnet ca. 5 Euro für Reisende ohne argentinischen DNI (Preis für eigene Anreise, ohne gebuchte Tagestour)

2. Magellan-Pinguine auf der Halbinsel Valdés

Tagestouren werden von Puerto Madryn oder Puerto Pirámide auf der Halbinsel selbst angeboten. Eine wesentlich kleinere Kolonie als Punta Tombo gibt es z.B. am südlichen Aussichtspunkt Punta Cantor. Weitere Informationen findest Du in meinem Artikel über die Halbinsel Valdés.

3. Fernab der Touristenströme: Pinguin-Kolonie Dos Bahías

Ebenfalls von Puerto Madryn (270 km südlich) aus zu erreichen ist die Pinguin-Kolonie Cabo Dos Bahías. Hier geht es wesentlich ruhiger zu als in Punta Tombo oder der Halbinsel Valdés.

Sehr viel entspannter als ein Tagesausflug von dort ist es, sich für ein paar Tage im malerischen Fischerdorf Camarones niederzulassen (nur mit eigenem Fahrzeug, kein 4x4 nötig). Von dort führt eine Schotterpiste in 30 Kilometern an herrlichen Buchten entlang zu den Pinguinen.

Aufgrund der erschwerten Anreise verirren sich nur wenige Touristen hierher und man kann das Tête-à-tête mit den Tieren ganz ungestört genießen.

4. Isla Pingüino – Pinguin-Schaulauf in Puerto Deseado

Etwa 15.000 Einwohner zählt das Städtchen Puerto Deseado an der Mündung des Río Deseado in der Provinz Santa Cruz.

Darwin Expeditions bietet bei gutem Wetter Bootstouren zur 20 Kilometer entfernten Isla Pingüino an. Der Name ist Programm! Statt Menschen trifft man hier nur Pinguine. Die Insel ist der einzige Ort in Festlandnähe, wo nicht nur Magellan-, sondern auch Südliche Felsenpinguine aus unmittelbarer Nähe bestaunt werden können.

Aufgrund des schlecht vorhersehbaren und sich schnell ändernden Wetter, ist es ratsam, ein paar Tage in Puerto Deseado einzuplanen.

Wir waren 2019 für 3 Tage dort, hatten aber leider kein Wetterglück. So kamen wir nicht in den Genuss, die Südlichen Felsenpinguine zu sehen, wohl aber eine kleine Magellan-Pinguin-Kolonie in der Ría Deseado.

  • Anfahrt Puerto Deseado (mit dem eigenen Fahrzeug): über Ruta Nacional 3, Abzweigung Ruta 281 Richtung Jaramillo / Pto. Deseado

5. Pinguine im Nationalpark Monte Leon

Im Süden der Provinz Santa Cruz, 210 Kilometer von der Provinzhauptstadt Río Gallegos entfernt, liegt der Nationalpark Monte Leon, wo neben vielen weiteren Meeresbewohnern auch Magellan-Pinguine beobachtet werden können.

Der Spazierweg „Sendero Pingüino“ führt durch die Steppe ans Meer.

Hier leben in den Sommermonaten über 60.000 Magellan-Pinguine.

  • Hin- und Rückweg Sendero Pingüino ca. 1-2 Stunden
  • Öffnungszeiten: 9 bis 17 Uhr.
  • Es gibt keine Übernachtungsmöglichkeiten im Monte Leon Nationalpark. Die Camping-Zone an der südlichen Küste ist lediglich für den Aufenthalt tagsüber gedacht.
  • Verpflegung muss selbst mitgebracht werden (kein Trinkwasser vor Ort, keine sanitären Einrichtungen).
  • Einige Estancias in Nationalparknähe bieten Unterkunft, Verpflegung und Touren an (z.B. Estancia Doraike).
  • Anfahrt: Der Parkeingang befindet sich beim Kilometer 2385 der RN 3. Eintritt kostenlos.

6. Pinguin-Kolonie im Naturschutzgebiet Cabo Vírgenes

Am südlichsten Punkt des argentinischen Festlandes, 130 Kilometer südöstlich von Río Gallegos, liegt das stürmische Cabo Vírgenes, das mit der zweitgrößten Magellan-Pinguin-Kolonie aufwartet. Hier befindet sich außerdem der „Kilómetro Cero“ der Ruta Provincial 40, Argentiniens Traumstraße schlechthin.

  • Öffnungszeiten: 10 bis 19 Uhr
  • Preis: umgerechnet ca. 2 Euro, mit argentinischem DNI die Hälfte

7. Isla Martillo – Pinguin-Vielfalt am Ende der Welt

Die kleine Isla Martillo im Beagle Kanal (Feuerland) darf sich stolz die Heimat von 3 Pinguin-Arten nennen: Hier nisten und brüten Magellan-, Esels- und Königspinguine.

Von Ushuaia aus gibt es 2 Möglichkeiten, sich den Tieren anzunähern: Im Rahmen einer etwa 5-stündigen Bootstour oder beim Besuch der Estancia Harberton. Im Gegensatz zu erstgenannten integriert die Exkursion zur Estancia einen einstündigen Spaziergang auf der Insel. Von der Estancia geht es in Begleitung eines Guides mit einem kleinen Boot (max. 20 Personen) auf die Insel. Der Guide achtet genau darauf, dass sich jeder an die Regeln hält.

  • Die Exkursionen werden von Oktober bis April angeboten.
  • Der Tagesausflug zur Estancia Harberton wird aktuell ausschließlich von Piratour angeboten (San Martin Straße 847 in Ushuaia) und sollte während der Hochsaison im Voraus reserviert werden. Aufgrund der Covid-Pandemie ist Harberton während der Saison 2020/21 geschlossen. Preise + Öffnungszeiten werde ich aktualisieren, sobald diese feststehen.

Verhaltensregeln im Umgang mit Pinguinen

Die einzigartige Flora und Fauna Patagoniens (und natürlich nicht nur dort) ist fragil. Der Süden Argentiniens weckt Sehnsüchte und Fernweh in uns, und immer mehr Menschen bereisen das ferne Land des Windes.

Die Tier- und Pflanzenwelt reagiert auf durch Menschen verursachte Störungen besonders sensibel.

Daher gilt es, auch im Umgang mit Pinguinen ein paar Regeln einzuhalten:

  • Pinguine sind neugierige Tiere und gerade in vielbesuchten Kolonien schwindet die Scheu vor den Menschen. Daher liegt es nicht selten an Dir, den nötigen Abstand einzuhalten – von nistenden Tieren mindestens 30 m.
  • Die Pinguine haben grundsätzlich Vorfahrt! Auch zu watschelnden Tieren Abstand halten, sie befinden sich dann meist auf dem Weg zum Nest oder zum Meer.
  • Annäherung nur geduckt oder in der Hocke, zwischendurch Pausen einlegen
  • Schnelle, hektische Bewegungen vermeiden, da sich die Tiere sonst erschrecken könnten
  • Die Stille bzw. das laute Schnattern der Tiere genießen, unnötige Geräusche oder gar laute Rufe vermeiden
  • Niemals durch Brutkolonien laufen
  • Pinguine nicht berühren, füttern o.Ä.
  • Keine Spuren hinterlassen, auf den Wegen bleiben
  • Nichts mitnehmen, keine Abfälle wegwerfen, alles hinterlassen, wie es vorgefunden wurde; Fremdabfälle aufheben und mitnehmen
  • Die Tiere nicht mit Blitzlicht fotografieren

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Kommentare: 3
  • #1

    Rosi (Dienstag, 16 Februar 2021 11:52)

    Sehr informativ, schön geschrieben. Macht an zum Reisen

  • #2

    Argentinien24/7 (Dienstag, 16 Februar 2021 13:01)

    Muchas gracias! Schön, dass Dir der Artikel gefällt. :-)

  • #3

    Sabine Schnabel (Montag, 01 April 2024 13:31)

    Ich habe die Estancia Haberton mit der Isla Mortillo im Maerz dieses Jahres besucht. Es war beeindruckend wilde Pinguine in der Natur so nah beobachten und fotografieren zu koennen.
    Der Ausflug dorthin kann in Ushuaia gebucht werden und ist wirklich empfehlenswert.