Von Purmamarca nach Humahuaca & zum Berg der 14 Farben

In diesem Artikel nehme ich Dich mit auf eine Reise durch die bunte Quebrada de Humahuaca, eine ca. 150 Kilometer lange Schlucht in der Provinz Jujuy. Wir besuchen typisch hochandine, malerisch gelegene Dörfer wie Purmamarca, Tilcara und Humahuaca mit ihren Adobe-Häusern und den traditionellen Kunsthandwerksmärkten. Höhepunkt der Reise ist die Bergkette Serranías del Hornocal, die in bunten Farben mit dem stahlblauen Himmel um die Wette leuchtet.

Purmamarca & Quebrada de Humahuaca

Wie Du die Quebrada de Humahuaca erreichst und ein paar allgemein Dinge zur Region, Kultur und Landschaft habe ich in diesem Artikel kurz zusammengestellt. Hier stelle ich Dir nun ein paar der Ortschaften entlang der Schlucht in Süd-Nord-Richtung vor.

 

Barcena – Kaffee & süße Stückchen

Wie wärs mit einer kleinen Stärkung, bevor die Reise durch die Humahuaca Schlucht beginnt? Am Kilometer 1725 der Ruta Nacional 9 liegt befindet Hand das Kaffeehaus La Morada Casa de Té in idyllischer Umgebung, das für selbstgemachte Marmelade, die dort verkauft wird (ca. 12 verschiedene Sorten aus regionalen Früchten), sowie für Kuchen und süße Stückchen bekannt ist. Donnerstag bis Sonntag geöffnet.

 

Volcán – ehemalige Bergbausiedlung

Den Eingang zur Schlucht markiert die Ortschaft Volcán. Sie entführt den Reisenden in die Vergangenheit, als der Bergbau die einzige Einnahmequelle war. Viel zu sehen gibt es allerdings nicht. Nach anhaltenden Regenfällen wurde das Dorf 2017 durch eine Schlammlawine zu 80 % zerstört und konnte sich nie wieder ganz erholen. Rechts neben der Ruta 9 gibt es einen kleinen Markt „Feria Campesina“, wo Kunsthandwerk verkauft wird (meist günstiger als in Purmamarca). Geführt wird der Markt von indigenen Frauen aus der Region, die sich dort täglich treffen und versuchen, sich mit dem Verkauf über Wasser zu halten.

 

Purmamarca – Pachamamas bunter Farbkasten

„Man nehme: einen Farbkasten, in dem reichlich Rot vorhanden ist, Berge, Sand, Kakteen, einen Fluss, Lehmziegel, Kunsthandwerk, ein ehrliches Lächeln, nostalgische Folkloremusik, Sonne, ein paar Quotenwölkchen, die aus dem Aymara stammenden Wörter purma (unberührte Erde) und marca (Stadt) sowie eine Prise Höhenluft und fertig ist die rundum perfekte Postkartenkulisse.

Das malerische Andendorf Purmamarca im Nordwesten Argentiniens ist völlig zu Recht ein beliebtes Touristenziel. Die für die Gegend typische Adobebauweise gepaart mit kolonialen Elementen bildet einen einzigartigen Kontrast zum Cerro de los Siete Colores, dem Berg der sieben Farben. Tagsüber geht es auf dem Kunsthandwerksmarkt rund um die Plaza 9 de Julio geschäftig zu, nachts beschallt das Echo traditioneller Folklorelieder den mit Sternen übersäten Himmel. Außerdem ist Purmamarca der ideale Ausgangpunkt für Ausflüge zur Quebrada de Humahuaca, einer farbenfrohen Schlucht, oder in die beeindruckende Puna-Hochebene.“

(Aus meinem Buch 111 Gründe, Argentinien zu lieben)

 

Um nach Purmamarca zu kommen, verlässt man die RN 9 und biegt links auf die RN 52 ab. Rechts der Ruta, bevor es ins Dorf geht, ist ein kleiner Kunsthandwerksmarkt. Hier führt ein kurzer Wanderweg (Geröll) zum Aussichtspunkt, von wo aus man einen tollen Blick auf den Berg der Sieben Farben – das Wahrzeichen von Purmamarca – genießen kann. Außerdem gibt es im Dorf einen schönen 3 km langen Spazierweg durch die bunte Felslandschaft (ausgeschildert).

 

Tipp: Die Unterkünfte in Purmamarca sind oft über Wochen ausgebucht. Vorher reservieren lohnt sich also, wenn man dort übernachten möchte.

 

Ein wunderschöner Tagesausflug von Purmamarca führt in die Salzwüste Salinas Grandes (RN 52 in Richtung Paso de Jama / Grenze zu Chile).

 

Cerro de los Siete Colores – Berg der sieben Farben in Purmamarca

Die farbigen Schattierungen des Berges, der über dem charmanten Dorf thront, sind durch Überlagerung verschiedener Mineralien im Gestein entstanden. Diese setzten sich über Millionen von Jahren ab und verdichteten sich durch plattentektonische Bewegungen übereinander. Sie geben damit Aufschluss über die Entstehungszeit. Dasselbe gilt für die anderen Berge der Schlucht wie auch den Berg 14 Farben in Humahuaca.

  • Weiß: Kalkstein; Alter 400 Mio. Jahre
  • Senfgelb: Kalksandstein mit schwefelhaltigen Mineralien (z.B. Eisensulfid als Spurenelement); Alter 80 bis 90 Mio. Jahre
  • Rot: Eisenoxid; Alter: 3 bis 5 Mio. Jahre
  • Grün: Kupferoxid; Alter: 600 Mio. Jahre
  • Rosa: roter Ton, Schlamm (Fangolitas) und Sand (Arilitas); Alter 3 bis 4 Mio. Jahre
  • Erdbraun: Fanglomerat aus Magnesiumschmelzgestein aus dem Quartär; Alter 1 bis 2 Mio. Jahre
  • Violett-Braun: Blei- und Kalklehm, reich an Kalziumkarbonat; Alter 80 bis 90 Mio. Jahre

So viel zur Wissenschaft.

Die Bewohner selbst erklären sich die Entstehung lieber mittels einer Legende:

 

Purmamarca war einst umgeben von tristen, farblosen Bergen. Entsprechend war die Laune der Einwohner. Die Kinder des Dorfes wollten dies ändern und Farbe ins Leben bringen. So sammelten sie alle Farben, die sie auftreiben konnten, und machten sich jede Nacht ans Werk, den Hausberg bunt anzumalen. Die Eltern sahen zwar jeden Tag mehr Farben am Berg, führten dies aber nicht auf die Kinder zurück. In der siebten Nacht bemerkten die Eltern, dass die Kinder nicht in ihren Betten lagen und suchten sie voller Angst. Bald kamen sie Kinder lachend den Berg heruntergerannt. Ihr Werk war vollbracht:

Aus dem monotonen Hügel war der Berg der Sieben Farben geworden.

 

Purmamarca & Cerro de los Siete Colores
Purmamarca & Cerro de los Siete Colores (Berg der Sieben Farben)

Maimará – die Farbpalette des Malers

Am Kilometer 71 der RN 9 liegt die Ortschaft Maimará, wo sich ein kurzer Halt lohnt. Zu den Sehenswürdigkeiten zählt der Friedhof, der von der Straße aus sichtbar ist. Es ist der älteste Friedhof der Region. Die umliegende, bunte Bergkette heißt „Paleta del Pintor“ (Farbpalette des Malers). Hier befinden sich zwischen den Felsschichten auch Fossilien. Sehenswert sind außerdem die bunten Blumenfelder und die kleine Bodega Fernando Dupont, die besichtigt werden kann (Führungen nur auf Spanisch).

 

Tipp: Bodegas in der Quebrada de Humahuaca

In der Quebrada gibt es einige kleinere Bodegas, die Besichtigungen, Weinverkostungen und Unterkünfte anbieten. Die Bodegas liegen meist etwas außerhalb inmitter wunderschöner Natur. Für Weinliebhaber ist das eine tolle Alternative zu den Unterkünften im Ortskern.

Als besonderen Tipp kann ich dir die Bodega Viñas de Uquía empfehlen (unbezahlte Werbung).

 

Die nördlichen Provinzen Salta & Jujuy sind für Torrontés-Weißwein bekannt
Die nördlichen Provinzen Salta & Jujuy sind für Torrontés-Weißwein bekannt

Tilcara – andiner Charme im Herzen der Humahuaca Schlucht

Tilcara hat einige schöne Unterkünfte und Restaurants und bietet sich wie Purmamarca gut als Ausgangspunkt an, um die Gegend zu erkunden. Bekannt ist Tilcara vor allem durch die auf einem Hügel gelegene archäologische Ausgrabungsstätte Pucará. Es handelt sich um eine präkolumbianische Siedlung der Omaguaca-Indigenen.

Am Fuße des Pucará de Tilcara, links des Río Grande kann man einen botanischen Hochlandgarten besichtigen. Schön ist auch der Spaziergang zum Wasserfall Garganta del Diablo (5 Kilometer vom Zentrum entfernt).

Mit dem Bau der Kirche Iglesia Nuestra Señora del Rosario wurde 1797 begonnen, fertiggestellt wurde sie allerdings erst 1865. Ihre Außenwände sind aus Adobe, was typisch für die Region ist. Auf dem Hauptplatz gibt es wie in beinahe allen Ortschaften der Quebrada de Humahuaca einen Kunsthandwerksmarkt.

 

Info für Selbstfahrer: In Tilcara befindet sich die einzige Tankstelle der Quebrada de Humahuaca, entsprechend lang ist oft die Warteschlange.

 

Tilcara
Tilcara

Südlicher Wendekreis - Tropico del Capricornio

Zwischen Tilcara und Urquía, auf Höhe von Huacalera, überquert man den Tropico del Capricornio (Südlicher Wendekreis / Wendekreis des Steinbocks). Die Mittagssonne erreicht hier am 21. / 22. Dezember, dem Tag der Sommersonnenwende der Südhalbkugel, gerade noch den Zenit. Ein kurzer Halt bietet sich an, denn hier wurde eine fotogene Sonnenuhr errichtet.

 

Humahuaca & Berg der 14 Farben (Serranías del Hornocal)

Das Dorf Humahuaca (2950 m) hat sich in den letzten zehn Jahren ganz schön herausgeputzt. Viele nette Cafés, Bars und Restaurants laden in den schmalen, von bunten Graffiti gesäumten Sträßchen im Zentrum zur Rast ein.

Nicht zu übersehen ist das Monumento a los Héroes de la Independencia, das über eine breite Steintreppe erreicht wird. Das Monument symbolisiert den Widerstand der Indigenen gegen die Spanier, die hart erkämpfte „Freiheit“ und drückt zugleich den Wunsch nach Eigenständigkeit der hiesigen Bevölkerung in der Gegenwart aus.

Auf der Plaza gibt es täglich einen großen Kunsthandwerksmarkt. „Coca, Cocaaaaaa, hay Cocaaaaa“ – die Verkäufer versuchen lauthals ihre Coca-Blätter oder -Bonbons zur Vorbeugung der Höhenkrankheit loszuwerden.

Humahuaca ist der Ausgangspunkt für Exkursionen zum Liebling der Instagramer, dem Berg der 14 Farben.

 

Serranías del Hornocal – Berg der 14 Farben

Im Zentrum von Humahuaca werden Touren im 4x4 zum Berg der 14 Farben angeboten (ca. 3 x täglich). Dieser kann auch mit dem eigenen Fahrzeug über eine 25 km lange Schotterpiste erreicht werden (Geländewagen empfehlenswert). Beachte, dass nicht nur Du, sondern auch Dein Auto höhenkrank werden kann. Viele Autos bleiben liegen. Da der Weg aber gut frequentiert ist, dauert es nicht lang, bis Hilfe kommt.

 

Wie in der gesamten Region leben rund um den Berg der 14 Farben verschiedene indigene Gemeinschaften. Diese weigerten sich lange Zeit, Touristen Zugang zu gewähren. Als ich 2012 zum ersten Mal in Humahuaca war, sprach niemand vom Hornocal. Inzwischen haben sich die Gemeinschaften zur Kooperation bereit erklärt. Der Weg wurde also erst vor etwa sechs Jahren der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und hat sich sofort zu einem Touristenmagnet entwickelt.

 

Der Aussichtspunkt liegt auf 4350 Metern über dem Meeresspiegel und bietet einen beeindruckenden Blick auf die bunte Bergkette. Vom Aussichtspunkt führt ein etwa 500 Meter langer Spazierweg näher an die Bergkette heran. Während sich die meisten Besucher am oberen Mirador tummeln, ist das Gelände unten weitläufiger und man kann dieses monumentale Werk der Natur in aller Stille genießen. Ein perfekter Platz zum Mate Trinken. :-)

 

Vorsicht ist vor allem beim kurzen, aber knackigen Aufstieg geboten, denn die extreme Höhe macht sich schnell bemerkbar.

Daher gilt: langsam und ruhig ohne hektische Bewegungen gehen, immer wieder kurze Pausen machen. Am Aussichtspunkt steht eine Ambulancia bereit für den Fall der Fälle.

 

Tipp: In der Nachmittagssonne sind die Farben am intensivsten.

 

Noch ein Tipp: In dieser luftigen Höhe kann es auch im Hochsommer tagsüber kalt sein. Am besten Du greifst bei der Wahl der Kleidung aufs bewährte Zwiebelsystem zurück. Die Sonneneinstrahlung ist dort intensiv, nimm also auch ausreichend Sonnenschutz und viel Wasser mit.

 

Serranía de Hornocal, Berg der 14 Farben
Serranía de Hornocal, Berg der 14 Farben

Offiziell endet die Quebrada de Humahuaca in Humahuaca. Doch die weitere Strecke in Richtung Norden bis Bolivien ist ebenfalls sehr sehenswert mit vielen bizarren Felsformationen und einigen Spazier- und Wanderwegen.

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Rosi (Mittwoch, 21 September 2022 15:16)

    Liebe Simone, vielen Dank für die guten Infos zum Nordwesten. Ich werde mir Ende Oktober diese Gegend zusammen mit 6 weiteren Leuten aus meiner Familie ansehen. Autos und Unterkünfte haben wir schon gebucht. Ich bin total gespannt!

  • #2

    Argentinien24/7 (Donnerstag, 22 September 2022 16:30)

    Liebe Rosi,
    vielen Dank für Deine Nachricht. Der Nordwesten ist fantastisch - ich wünsch euch eine ganz tolle Reise.
    Beste Grüße aus Buenos Aires
    Simone