Fünf-Lagunen-Trekking Bariloche, 3. Etappe: Laguna CAB bis Mallín de las Vueltas

Die Strecke von der Laguna Negra zur Laguna CAB war schweißtreibend, und auch heute wird es nicht weniger anstrengend.

Die 3. Etappe ist die schwerste und längste, aber vielleicht auch schönste des gesamten Trekkings der Fünf-Lagunen.

Sie führt von der Laguna CAB über zwei technisch nicht ganz einfache Bergrücken zur Laguna Cretón.

Da wir uns dem Genuss-Aspekt beim Wandern verschrieben haben, stand schon bei der Routenplanung fest, diese Etappe in 2 Tage aufzuteilen. Daher wandern wir am 3. Tag von der Laguna CAB zum Mallín de las Vueltas (Mallín del Mate Dulce).

Aufstieg zum Cerro CAB

Der frühe Vogel kann uns auch heute mal!

Als Buenos-Aires-Flachlandbewohner sind wir noch ganz schön fertig von gestern und schlafen erst einmal aus.

Haferflocken und Mate bringen uns langsam zurück unter die Lebenden.

Wieder einmal viel später als geplant schultern wir die Rucksäcke und sind bereit für den Aufstieg zum Cerro CAB, der wie eine weglose Wand über dem menschenleeren Zeltplatz ragt.

Wir sind natürlich die letzten, die aufbrechen. So haben wir den Weg, die Ausblicke und die Berge ganz für uns allein.

Durch das Dickicht der Lenga-Bäume

Der Weg ist lang und beschwerlich, aber es gibt ihn zumindest. Und auch im schroffen Gelände weiter oben ist er gut markiert.

Bis besagtes „weiter oben“ erreicht ist, müssen wir zunächst einen äußerst mühseligen Aufstieg hinter uns bringen.

 

Der Feind, gegen den wir auf diesem ersten Abschnitt zu kämpfen haben, nennt sich lenga achaparrada. Das sind Lenga-Bäume, die schief und krumm in Bodennähe wachsen und ein Durchkommen fast unmöglich machen.

 

Ständig bleiben wir an den Ästen hängen, mal mit dem Rucksack, mal mit dem Arm, dann wieder deutet ein lautes „ratsch“ darauf hin, dass das T-Shirt einen erneuten Riss bekommen hat. Manchmal stoßen wir uns auch einfach nur den Kopf oder schürfen uns Gesicht, Hände und Arme auf. So feindselig das nun klingen mag, die Lenga-Bäumen sind Fluch und Segen zugleich.

 

Denn der matschige Wanderweg ist so steil, dass wir ohne den Halt dieser robusten Bäume auf dem schlammigen Boden wohl ständig ausgerutscht und hingefallen wären. So können wir uns aber wie die Affen von Ast zu Ast hangeln.

Das ist nicht nur anstrengend, sondern macht auch Spaß.

Als wir aus dem Lenga-Wald herauskommen, haben wir schon gut an Höhe gewonnen und einen tollen Blick auf die Laguna CAB.

Bis wir am Bergrücken ankommen dauert es allerdings noch. Mit jedem Höhenmeter wird der Ausblick spektakulärer.

Es ist nun wieder ein bisschen Kraxelei gefragt, um dem schmalen Weg zwischen den Felsen zu folgen.

Der Blick nach unten lässt meine Knie weich werden (dazu bald mehr), aber ich schaffe es, die aufkommende Höhenangst wieder hinunterzuschlucken und mich auf das Wesentliche zu konzentrieren: den Weg nach oben.

Aufstieg zum Cerro CAB:

Dass sich all die Mühe und Anstrengung gelohnt hat, sehen wir spätestens, als wir an der „cancha de fútbol“, einer kleinen Ebene, ankommen, und den weiten Blick über die Berge und grünen Täler genießen dürfen.

Ausblick vom Cerro CAB: Die Anden liegen uns zu Füßen

Blick auf die Laguna CAB, im Hintergrund rechts die Massive Bailey Willis und López
Blick auf die Laguna CAB, im Hintergrund rechts die Massive Bailey Willis und López

Abstieg zum Mallín de las Vueltas / Mallín del Mate Dulce

Der Abstieg ist anfangs etwas kompliziert und die Hände kommen voll zum Einsatz. Das felsige, weglose Gelände ist steil und fordert Konzentration und Trittsicherheit. Der Weg für den Abstieg ist nicht sonderlich gut markiert. Daher ist es wichtig, diesen vor der Tour möglichst genau zu studieren.

Nach der kurzen Kletterpartie ist das Gelände etwas flacher und von großen Steinplatten gesäumt. Diese sehen zwar vertrauensweckend aus, sind aber oft lose. Auch hier ist Konzentration erforderlich.

 

Falls Du die Markierungen nicht finden solltest: Der einfachste Weg führt gemächlich absteigend rechterhand in einer diagonalen Linie zum Mallín hinunter.

Dadurch gehst Du zwar einen kleinen Umweg, aber der direkte Abstieg führt zu einer hohen Felswand, und spätestens da geht es nicht mehr weiter.

Mallín, ein Sumpfgebiet in Patagonien

Das unwegsame Gelände kostet uns mehr Zeit und Kraft, als wir gedacht hatten.

Als wir die Steinplatten endlich hinter uns lassen, ist es fast geschafft.

Es folgt ein Abstieg über Mallín und Steine zum Mallín de las Vueltas, wo wir von Weitem schon ein paar Zelte erkennen.

Als Mallín wird ein spezielles Sumpfgebiet in Patagonien bezeichnet.

Man läuft dort wie auf einem Schwamm. Man versinkt auch gerne bis zu den Knöcheln im Schlamm. Oder bleibt mit den Wanderstöcken und -schuhen stecken.

Wir haben Glück, das Mallín ist relativ trocken.

Entlang des Mallíns verläuft übrigens die Wasserscheide zwischen Pazifik und Atlantik.

Mallín del Mate Dulce: Wein & Fußball im Nirgendwo

Am Zeltplatz treffen wir eine Gruppe Argentinier, die wir am Tag zuvor an der Laguna CAB kennengelernt haben.

Sie sind sichtlich erfreut, uns wiederzusehen und schenken uns Wein, abgefüllt in einer 0,5 Liter Gatorade-Flasche, penibel beschriftet mit Namen, Bodega, Jahrgang und Rebsorte.

 

Wir stellen die Zelte auf – sogar noch bei Tageslicht –, und nach dem Essen dreht die Weinflasche ihre Runden.

Feliz navidad, das fühlt sich in der kühlen patagonischen Nacht an wie Weihnachten!

Rodri, unser verrückter Boca Juniors Fan, zückt das Radio, das er extra wegen des heutigen Fußballspiels mitgeschleppt hat.

Und tatsächlich hat er Empfang!

Boca gewinnt 3:0 und die Stille der Wildnis wird durch Schimpfwörter, lautstarkes Fluchen und „Toooooor“-Rufe durchbrochen.

 

Nach der ersten Halbzeit verkrieche ich mich im Zelt.

Es beginnt leicht zu regnen und mit dem beruhigenden Geräusch der Tropfen auf dem Zeltdach schlafe ich augenblicklich ein.

 

Morgen steht uns ein weiterer harter Tag bevor...

Auf einen Blick: Laguna CAB bis Mallín de las Vueltas / Mallín del Mate Dulce

  • Entfernung: 4,5 Kilometer
  • Höhenmeter: ↗ ca. 400 m, ↘ ca. 300 m
  • maximale Höhe: 1830 m (Cerro CAB)
  • Dauer: 5 Stunden
  • Schwierigkeit: schwer (Einschätzung der argentinischen Nationalparkverwaltung und des Club Andino)

 

Das Mallín de las Vueltas verfügt über keine Hütte, zelten ist erlaubt.

 

  • Mallín de las Vueltas: Selbstversorgung
  • Wasser Mallín de las Vueltas: aus dem Bach (wenn der Bach trocken ist, gibt es nur stehende Gewässer, daher evtl. entkeimen)
  • Toilette: ja, die Natur (nicht in Wassernähe!). Denk daran, Deine Hinterlassenschaften gut zu begraben und Deinen Müll mitzunehmen!
Panorama vom Cerro CAB
Panorama vom Cerro CAB

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