Locro ist der Inbegriff klassischer Hausmannskost in Argentinien. Der herzhafte Eintopf kommt hier vor allem in den Wintermonaten auf den Tisch und wird traditionell an den Unabhängigkeitstagen, dem 25. Mai und dem 9. Juli gegessen. In diesem Artikel findest Du ein Locro-Rezept zum Nachkochen sowie einige interessante Daten und Fakten rund um den beliebten Eintopf, der Herz und Magen erwärmt.
Traditionelles Locro Rezept
Locro ist kein Gericht, das man für zwei Personen „mal eben“ zubereitet. Es lebt von der Vielfalt der Zutaten – vor allem der verschiedenen Fleischsorten – und ergibt daher mindestens 6 bis 8 Portionen. Der Aufwand lohnt sich aber: Locro lässt sich wunderbar einfrieren und schmeckt beim Aufwärmen oft sogar noch besser. Das hier vorgestellte Rezept orientiert sich an dem von „Paulina Cocina“, einer der bekanntesten argentinischen Foodbloggerinnen.
Locro Argentino - Zutaten für 6–8 Portionen
Hülsenfrüchte & Gemüse:
- 250 g weiße Bohnen (über Nacht eingeweicht)
- 250 g weißer Bruchmais (ebenfalls eingeweicht), gibt’s z.B. hier zu kaufen
- ½ Kürbis, gewürfelt
- 3 Zwiebeln
- 2 Frühlingszwiebeln
- 1 Lauch
- ½ rote Paprika (für die Salsa)
Fleisch & Wurst:
- 1 Chorizo colorado (getrocknete, würzige Paprikawurst)
- 1 Chorizo criollo (frische argentinische Bratwurst)
- 200 g Schweinebrust
- 200 g Rinderbrust
- 200 g Bauchspeck
--> häufig wird noch Schweineschwarte dazu gefügt, muss aber nicht
--> Mittlerweile ist die argentinische Chorizo Bratwurst auch in Deutschland bei vielen Metzgern und in der Frischetheke des Supermarkts oder Großhandels erhältlich.
Gewürze:
- Salz
- schwarzer Pfeffer
- Kreuzkümmel
- Paprikapulver edelsüß
- Ají molido (Chilipulver)
- Oregano
Locro - Zubereitung
1. Einweichen am Vortag:
Bohnen und Mais getrennt in reichlich Wasser mindestens 12 Stunden einweichen.
2. Fleisch vorbereiten:
Das Fleisch in mittelgroße Würfel schneiden. Die Chorizos in Scheiben schneiden, Panceta grob würfeln. Cuerito (Schwarte) reinigen und ebenfalls in Stücke schneiden.
3. Zwiebel-Basis ansetzen:
Die Zwiebeln, Lauch und Frühlingszwiebeln fein hacken und in einem großen Topf mit etwas Öl glasig dünsten.
4. Alles in den Topf:
Mais, Bohnen, Kürbis und alle Fleischsorten (außer den Chorizos) in den Topf geben. Mit reichlich Wasser bedecken (die Zutaten sollten gut bedeckt sein). Zum Kochen bringen, dann die Hitze reduzieren und mindestens 2 Stunden bei niedriger Temperatur köcheln lassen.
5. Chorizos und Gewürze:
Chorizo colorado und criollo nach ca. 1,5 Stunden Kochzeit hinzufügen. Nun mit Salz, Pfeffer, Kreuzkümmel, Paprika, Chili und Oregano würzen. Bei Bedarf Wasser nachgießen und weiter köcheln lassen, bis alles weich ist.
--> Tipp: Der Kürbis sollte am Ende fast vollständig zerkocht sein – das ergibt die typische, leicht sämige Konsistenz des Locro.
Für die Salsa:
Die Salsa ist optional und wird meist individuell über die Portionen gegeben. Sie sorgt für Würze und Schärfe (und gehört damit für mich auf jeden Fall zum Locro). Du kannst die Salsa nach Belieben schärfer zubereiten als hier angegeben. In Argentinien wird i.d.R. nicht scharf gegessen, und auch dieses Rezept hier sorgt lediglich für eine angenehme Hintergrundwürze.
Zutaten:
- ½ rote Paprika
- 1 Zwiebel
- 2–3 EL Öl
- 1 TL Paprikapulver
- ½ TL Chilipulver (Ají molido)
Zubereitung:
Zwiebel und Paprika fein hacken, in Öl bei mittlerer Hitze anbraten. Paprikapulver und Ají molido einrühren und kurz mitbraten – nicht verbrennen lassen! Warm über den servierten Locro träufeln.
Serviervorschlag
Locro wird heiß in tiefen Tellern oder rustikalen Tonschalen serviert, mit einem Löffel Salsa darüber. Wer mag, streut frische Frühlingszwiebeln darüber oder reicht Brot als Beilage. Ein Glas Rotwein rundet den Genuss ab.
Die Geschichte des Locro: ein Eintopf mit indigenen Wurzeln
Der Locro argentino ist weit mehr als nur ein herzhafter Eintopf – er ist ein Symbol argentinischer Identität, das kulinarische, historische und kulturelle Einflüsse aus mehreren Jahrhunderten in sich vereint. Seine Ursprünge reichen weit vor die Kolonialzeit zurück und spiegeln die Verschmelzung indigener und hispanischer Traditionen wider.
Präkolumbianischer Ursprung in den Anden
Die Wurzeln des Locro reichen zurück zu den indigenen Völkern der Andenregion, insbesondere zu den Kulturen des heutigen Nordwestens Argentiniens, Boliviens, Perus und Ecuadors. Dort war Locro bereits vor der Ankunft der Spanier ein Grundnahrungsmittel – vor allem bei den Diaguitas, Quechuas und Aymaras.
Der Begriff „locro“ stammt vermutlich aus dem Quechua und bezeichnete ursprünglich einen Eintopf aus Mais, Kürbis und Hülsenfrüchten – allesamt Grundnahrungsmittel in der vorkolonialen Landwirtschaft. Fleisch war damals selten, wurde aber bei zeremoniellen Anlässen durch Lama- oder Meerschweinchenfleisch ergänzt.
Spanischer Einfluss
Mit der kolonialen Besiedlung durch die Spanier im 16. Jahrhundert veränderte sich das Rezept: Zutaten wie Schweinefleisch, Rind, Speck, und würzige Würste (wie Chorizo) wurden integriert. Der Eintopf wurde dadurch reichhaltiger und fleischlastiger – so wie wir ihn heute kennen. Auch die Einführung von Rindern und Schweinen durch die Spanier machte es möglich, dass Fleisch zur zentralen Komponente des modernen Locro wurde.
Locro als argentinisches Nationalgericht
Mit der Zeit wurde Locro besonders im Nordwesten Argentiniens, in Provinzen wie Salta, Jujuy, Tucumán und Santiago del Estero, zur typischen Alltags- und Festtagsspeise. In den kälteren Andenregionen war er eine sättigende und wärmende Mahlzeit.
Warum wird Locro am 25. Mai gegessen?
Im 20. Jahrhundert entwickelte sich Locro zunehmend zum nationalen Symbol, besonders in Verbindung mit dem 25. Mai, dem Jahrestag der „Revolución de Mayo“ (1810), die den Weg zur argentinischen Unabhängigkeit ebnete. An diesem Tag wird nicht nur mit Paraden und Feierlichkeiten, sondern auch mit traditionellen Speisen an die nationale Identität erinnert. Locro ist dabei das Symbolgericht schlechthin. Heute gilt der Eintopf als das inoffizielle Nationalgericht Argentiniens – eng verknüpft mit Patriotismus, Tradition und familiärem Zusammensein.
Lokale Varianten
In der Pampa und in Buenos Aires ist Locro meist fleischreicher, mit Chorizo, Schweinebauch und Rinderbrust, häufig auch mondongo (Kutteln).
Im Nordwesten bleibt der Eintopf näher an seinen indigenen Wurzeln: mit mehr Kürbis, Mais, Süßartoffeln und oft weniger Fleisch.
In manchen Gegenden kommt auch Lama- oder Ziegenfleisch zum Einsatz.
Viel Spaß beim Nachmachen, einen schönen 25. Mai und: buen provecho!
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