Mate – Argentiniens Einladung zur Geselligkeit

Im Park, in der Uni oder im Büro, zu Hause vor dem Fernseher, vor oder nach dem Essen, morgens, mittags, abends, im Auto, gegen Langeweile und in geselligen Runden – Mate ist ein fester Bestandteil der argentinischen Kultur. Die besten Gespräche und Diskussionen entwickeln sich, während der Mate Becher stundenlang die Runde macht.

In diesem Artikel erfährst Du alles rund um das grüne Kraut und wie Du das Aufgussgetränk selbst zubereiten und genießen kannst.

 

Mate Kalebassen
Mate ist ein fester Bestandteil der argentinischen Kultur, eine Einladung zur Geselligkeit.

Mate - Ausdruck argentinischer Identität & Kultur

Club Mate, Mate Bier, Mate Cola, Mate Sirup – Mate ist seit einigen Jahren auch in Deutschland populär. Die genannten Hipster-Kultgetränke haben mit einem traditionellen argentinischen Mate aber nichts gemeinsam.

Das teeartige Aufgussgetränk ist ein Teil der argentinischen Identität und schon im Kindheitsalter werden die Argentinos mit gesüßtem Mate oder der light-Variante, Mate Teebeutel plus Milch & Zucker, an ihre spätere Leidenschaft herangeführt.

 

Neben dem geselligen Aspekt werden dem Mate einige gesundheitsfördernde Eigenschaften zugesagt. Immer wieder liest man auch, dass Mate beim Abnehmen helfen soll. Das ist aber nicht wissenschaftlich bewiesen. Es bleibt also bei der Geselligkeit – und die hat während der letzten Jahre ganz schön unter der Pandemie gelitten. Es war tristes Bild Tage, wenn sich Freunde zum Mate im Park verabredeten und jeder aus seiner eigenen Kalebasse schlürfte. Das ist zum Glück vorbei und die gesellige "mateada" war, zusammen mit dem Begrüßungsküsschen, eines der ersten Dinge, das die Rückkehr zur Normalität einläutete.

 

Kalebassen für Mate
Mate-Gefäße gibt es in allen möglichen Formen & Farben.

Was ist Yerba Mate?

Der Yerba-Matestrauch gehört zur Gattung der Stechpalme, die in den nördlichen Provinzen entlang des Paraná Flusses, im Süden Brasiliens und in Paraguay wild wächst und bis zu 20 Meter hoch werden kann. Die Pflanze braucht das subtropische Klima, den Regen und die Hitze. Für die Herstellung des Krautes werden die Blätter der Stechpalme geerntet, getrocknet und anschließend zerkleinert. Außer in Argentinien wird Yerba Mate auch in Südbrasilien und Paraguay angebaut. Weltmeister im Mate Trinken hingegen sind die Uruguayer.

 

Ist Mate Tee? Mate-Fact für Schlaufüchse & Angeber:

Mate ist also genaugenommen kein Tee, obwohl man oft von Matetee spricht. Es gibt Yerba Mate aber auch in Form von Teebeuteln. Das ist Matetee. Korrekterweise sollte Mate als teeartiges Aufgussgetränk bezeichnet werden. Man kann das aber auch als Haarspalterei abtun und weiterhin von Matetee sprechen. Und noch eine Kuriosität für alle, die gern prahlen oder unnützes Wissen lieben: Die Länder außerhalb Südamerikas, in denen am meisten Mate konsumiert wird, sind Syrien und der Libanon.

 

Yerba Mate
Yerba Mate

Kurz & knapp: die Geschichte des Mate

Mate wurde im heutigen Paraguay und Argentinien schon lange vor Ankunft der Spanier konsumiert. Anfangs wurde die Pflanze roh verzehrt. Der Trinkbrauch, wie wir ihn heute kennen, geht auf die Guaraní zurück. Sie füllten Kürbisse mit Yerba-Blättern und Wasser und schlürften die Flüssigkeit mit einem Zuckerrohr-Halm. Angeblich sollen die spanischen Konquistadoren die Bevölkerung dabei beobachtet haben, wie sie tief im Urwald Blätter sammelten, welche sie über dem Feuer trockneten und daraus einen geheimnisvollen Aufguss zubereiteten, der ihnen Kraft spendete. Die Kirche ließ das seltsame Teufelsgetränk zunächst verbieten, allerdings ohne Erfolg.

 

So waren es schließlich die Jesuiten, die sich Anfang des 18. Jahrhunderts in der Region niederließen, Missionsstationen bauten, um die Guaraní zum Christentum zu bekehren, und mit der Kultivierung der Matepflanze begannen. Als die Jesuiten 1776 aus Lateinamerika vertrieben wurden, nahmen sie auch das Geheimnis des Mateanbaus mit. Lange Zeit wusste man nicht, wie man die harten Samen der Pflanze zum Keimen bringen konnte. Man gab dem Mate den Beinamen „grünes Gold der Indios“, da nur die lokale Bevölkerung wusste, wo genau die Pflanze im Urwald wächst und wie man den bitteren Aufguss zubereitet.

 

Mate-Graffito
Auch als gaucheske Straßenkunst dargestellt: die "mateada"

Die Ernte war mühsam, die Mateblätter begehrt. So war die Mateherstellung lange Zeit ein exklusives Gut. Erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts wird Yerba auch industriell kultiviert.

Fritz Neumann, ein Deutscher, der 1888 nach Paraguay auswanderte, lüftete dort das Geheimnis des Matesamens. So stellte er fest, dass die Pflanzen nur dort wuchsen, wo sich eine bestimmte Vogelart aufhielt und dass die Samen durch deren Magensäure aufgelöst wurden. Seither werden die Samen der Matepflanze vor der Aussaat einige Zeit in Wasser eingeweicht.

 

Reisen entlang der argentinischen „Matestraße“

Mittlerweile nehmen die Mateplantagen in Argentinien eine Fläche von fast 170 000 Hektar ein. Ein Großteil der Ernte, die zwischen Mai und Oktober stattfindet, findet auch heute noch von Hand statt und ist unter der gleißenden Sonne nach wie vor ein Kraftakt. In den argentinischen Provinzen Corrientes und Misiones kann man entlang der rund 1200 Kilometer langen Ruta de la Yerba Mate (Matestraße) den Geheimnissen der Yerba auf die Schliche kommen und Plantagen besichtigen.

 

Mate-Schild am Strand

Was brauchst Du für den Mate-Aufguss?

  • Mate-Gefäß: Es gibt verschiedene Arten von Mate-Gefäßen. Diese können aus Kürbis, Holz, Glas, Plastik, Keramik, Silber, Silikon, mal einfarbig, mal quietschbunt und kunstvoll verziert sein. Das Material des Gefäßes hat Einfluss auf den Geschmack des Mates.
  • Bombilla: Trinkrohr mit Sieb am unteren Ende, am besten aus Edelstahl
  • Yerba Mate: Das Kraut für den Aufguss gibt es mittlerweile auch in Deutschland in Online-Shops zu kaufen (gängige Marken sind z.B. Taragüi, Rosamonte, Amanda, Playadito...)
  • 75° - 80° C heißes Wasser

Mate

Wie schmeckt Mate?

Für viele ist Mate beim ersten Schluck gewöhnungsbedürftig, da das Kraut sehr bitter schmeckt. Dass Argentinier mit Bitterkeit kein Problem haben, zeigt auch ihr zweites Lieblingsgetränk, Fernet con Coca (ebenfalls gewöhnungsbedürftig). In argentinischen Supermärkten sind die Regale voll mit verschiedenen Yerba-Sorten, den zerkleinerten Mateblättern. Mehr oder weniger bitter, mit zusätzlichen Kräutern und Baumrinden aromatisiert oder mit Orangengeschmack.

 

Besonders in Córdoba sowie den zentralen und nördlichen Anden-Provinzen trinkt man die Yerba gerne mit „yuyo“. Das bedeutet übersetzt Unkraut, steht hier aber für verschiedene (Wild-) Kräuter, mit denen das Kraut angereichert wird. Das nimmt ihm meist schon etwas die Bitternoten. Wem der Mate trotzdem noch zu bitter ist, kann mit etwas Zucker oder Honig nachhelfen. Einfach nach Belieben um die Bombilla verteilen und anschließend mit Wasser aufgießen. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt: Du kannst dem Mate auch durch Orangen-, Zitronenscheiben, Minze- oder Melissenblätter mehr Geschmack verleihen.

 

Geschulte Mate-Gaumen wissen außerdem, dass der Geschmack des Mates zudem maßgeblich durch das Gefäß und das Wasser beeinflusst wird: Mate aus einem Kürbis-Gefäß schmeckt anders als aus einem Plastik-Gefäß, Mate in Buenos Aires schmeckt aufgrund des Wassers anders als in Mendoza.

 

Mate

Das musst du vor der ersten Benutzung des Mate-Gefäßes beachten:

Mate Gefäße aus Kürbis oder Holz können nicht sofort nach dem Kauf verwendet werden. Man spricht in Argentinien von „curar“, der Mate wird also „geheilt“. Das ist wichtig, da dem Gefäß der holzige Geschmack entzogen, Holzspäne entnommen und die Poren des Naturprodukts geschlossen werden.

 

Kalebasse aus Kürbis

Vor der ersten Benutzung eines Mate-Bechers aus Kürbis muss das Gefäß mindestens 24 Stunden gefüllt mit Yerba Mate (am besten bereits verwendete) und Wasser ruhen. Es empfiehlt sich, die Yerba am nächsten Tag auszutauschen und das Prozedere noch einmal zu wiederholen. Anschließend schabst Du die Yerba mit einem Löffel vorsichtig von den Innenwänden der Kalebasse ab und lässt sie am besten in der Sonne trocknen. Der Mate ist jetzt einsatzbereit.

 

Mate aus Holz

Mate Gefäße aus Holz sollten innen zunächst mit Öl eingerieben werden, damit es keine Risse bekommt und sich keine Feuchtigkeit ansammelt. Nach 24-48 Stunden kommt die zweite „Heilung“, die identisch mit der der Kürbis-Kalebasse ist.

 

Für Matebecher aus anderen Materialien wie Glas, Metall, Keramik, Porzellan oder Plastik ist keine Vorbereitung nötig, sie sind sofort einsatzbereit.

 

Mate Kalebassen
Ist das Mate-Gefäß aus Holz oder Kürbis, muss es vor der ersten Verwendung in Yerba und Wasser eingelegt werden.

Mate Zubereitung – so geht’s

  • Die Kalebasse zu ¾ mit Yerba füllen. Mehr Yerba Mate ergibt einen starken und kurzen Mate und weniger Yerba ergibt einen milderen Mate.
  • Die Kalebasse mit der Handfläche bedecken und die Yerba gut durchschütteln. Das reduziert den feinen Yerba-Staub, sodass die Bombilla nicht verstopft.
  • Die Kalebasse schräg halten, sodass auch die Yerba schräg im Becher liegt (ca. 45 Grad).
  • Ein paar Tropfen kaltes Wasser auf den unteren Teil der Yerba träufeln und ein paar Sekunden ziehen lassen
  • 80 Grad heißes Wasser auf die befeuchtete Yerba geben und erneut ziehen lassen
  • Die Bombilla in den feuchten Teil der Yerba stecken, sodass sie leicht schräg im Mate steht, das Sieb muss den Boden des Bechers berühren
  • Mit ca. 80 Grad heißem Wasser rund um die Bombilla auffüllen und quellen lassen

 

Wichtig! Der obere Teil der Yerba wird anfangs nicht mit Wasser übergossen und bleibt trocken. Erst wenn der Mate leicht „ausgewaschen“ schmeckt, wird die komplette Yerba mit Wasser übergossen.

 

Mate
Die Yerba liegt schräg in der Kalebasse, die Bombilla steckt - dem Mate-Genuss steht nun nichts mehr im Wege :-)

Mate trinken wie ein Argentinier: das musst du beachten

Die „mateada“, das Matetrinken, ist ein gesellschaftliches Ritual. Als solches sollten ein paar Regeln eingehalten werden:

  • Das Wasser darf nicht kochen, sonst wäscht es die Yerba zu schnell aus. Es sollte zwischen 70 und 80 Grad warm sein. Fun-Fact: Auf argentinischen Wasserkochern gibt es deswegen nicht selten eine spezielle Einstellung, bei der sich das Gerät selbst abschaltet, sobald das Wasser auf 80 Grad erhitzt wurde. Gekennzeichnet ist diese Einstellung mit einem Matebechersymbol. An Tankstellen und an einigen öffentlichen Plätzen stehen Heißwasserautomaten, wo man seine Thermoskanne für ein paar Pesos mit 80 Grad heißem Wasser für die nächste Materunde füllen kann.
  • Niemals die Yerba mit der Bombilla umrühren! Steckt die Bombilla einmal im Kraut, wird sie nicht mehr bewegt, da die losen Blätter sie sonst verstopfen können.
  • Den ersten Mate trinkt grundsätzlich der „cebador“, also die Person, die den Mate zubereitet, mit Wasser auffüllt und Reihum gibt.
  • Der Becher wird komplett ausgetrunken, erst dann gibt man die Kalebasse an den Cebador zurück, der sie erneut auffüllt und dem nächsten reicht.
  • Man bedankt sich nicht, wenn einem der Mate gereicht wird. Sagt man beim Zurückgeben „Danke“, so bedeutet das, dass man keinen weiteren Mate mehr trinken möchte.

Heißwasserautomat für Mate
Heißwasserautomat auf der Plaza: Hier kann man seine Thermoskanne für ein paar Cent mit 80 Grad heißem Wasser auffüllen.

Wann muss die Yerba gewechselt werden?

Dafür gibt es keine Regeln. Der Mate wird im Geschmack mit jedem Mal Auffüllen schwächer und schmeckt irgendwann nach nichts mehr. Spätestens dann sollte die Yerba gewechselt werden. Lässt man einen Mate längere Zeit stehen, weil man erst später weitertrinken möchte, empfiehlt es sich, die Yerba zuvor mit heißem Wasser aufzufüllen, sodass sie nicht kalt wird. Denn kalte Yerba schmeckt nicht.

 

Nach der Mate-Runde – Reinigung von Kalebasse & Bombilla

Die Reinigung ist denkbar einfach: Die Yerba kannst Du mit einem Löffel oder der Bombilla in den Kompost geben (macht sich übrigens auch gut als natürlicher Pflanzendünger). Dann spülst Du das Gefäß und die Bombilla mit nur Wasser aus und lässt beides trocknen.

Tipp: Lass die Kalebasse mit der Öffnung nach oben trocknen, sonst bleibt sie länger feucht, was zu Schimmelbildung führen kann.

 

Mate Set: Kalebasse, Bombilla, Yerba

Tereré – eisgekühlter Mate für heiße Sommertage

In den sehr warmen Regionen entlang der paraguayischen Grenze (und natürlich auch in Paraguay selbst) wird der Mate gerne als Tereré getrunken. Anstelle des heißen Wassers wird die Yerba mit Eiswasser aufgegossen, was bei schwülen Temperaturen von über 40 Grad für eine hervorragende Erfrischung sorgt. Manchmal wird das Wasser auch mit dem Saft von Zitrusfrüchten vermischt.

 

Mate zum Sonnenaufgang in den Bergen
Gipfelglück: Wärmender Mate zum Sonnenaufgang in den Bergen

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Kommentare: 2
  • #1

    Helena (Freitag, 16 Dezember 2022 11:08)

    Liebe SImone, ich lese gerade Dein Buch 111 Gründe, Argentinien zu lieben!
    Es ist klasse geschrieben, enthält besondere Reise-Ideen abseits der üblichen Touristenpfade und liefert mir jede Menge Anregungen für meine Reise quer durch Argentinien...... Südamerika! Übrigens, ich komme aus der Nähe von Ulm, aus Mietingen bei Laupheim (Biberach)! Ich bin das erste Mal hier und habe meine Reise vor
    2 1/2 Wochen in Buenos Aires gestartet, momentan bin ich in Trelew und am kommenden Sonntag geht es mit dem Bus nach Rio Gallegos und anschließend Reise ich weiter nach Ushuaia - hier möchte ich die Feiertage und den Jahreswechsel verbringen!
    Je südlicher und weg von den Städten ich komme, desto schwieriger wird es mit den Besichtigungen zum Bsp. auf der Peninsula Valdes oder die Fahrt nach Punta Tombo!
    Da momentan wenig Touristen in Trelew sind, muss ich auf den Ausflug zu den Pinguinen verzichten! Eigentlich sehr schade! Aber es ist wie es ist! Es wird sich eine andere Gelegenheit bieten, um Pinguine in der freien Natur zu beobachten!
    Ich wünsche Dir weiterhin eine lebens-+liebenswerte Zeit in Deinem Traumland Argentinien!
    Vielen Dank, dass ich Deine Reiseblogs lesen darf, sie werden mir eine große Hilfe sein!
    Herzliche Grüße von
    Helena � �

  • #2

    Argentinien24/7 (Samstag, 17 Dezember 2022 07:57)

    Hola liebe Helena,

    viele Dank für Deine nette Nachricht. Es freut mich sehr, dass Dir mein Buch gefällt und es Dir Inspiration für Deine Argentinienreise bietet. :-)
    Von Pto. Madryn aus werden eigentlich täglich Ausflüge sowohl auf die Peninsula Valdés als auch nach Punta Tombo angeboten, abTrelew allgemein weniger, da die Stadt nicht so viel von Touristen besucht wird. Alternativ kannst Du Dir auch ein Auto mieten und auf eigene Faust hinfahren.
    Es gibt aber noch weitere Möglichkeiten, in Argentinien Pinguine zu sehen. Schau Dir mal diesen Artikel an, da sind noch weitere Pinguin-Kolonien gelistet:
    https://www.argentinien24-7.com/pinguine-in-argentinien/

    Beste Grüße und Buenos Aires und weiterhin viel Spaß in Argentina
    Simone