Der kleine Moment an der Magellanstraße

Manchmal passieren Dinge, wenn man still sitzt. Dann wird Leises laut. Still sitzen ist furchtbar schwer. Sich und die Welt aushalten. Die Gedanken kommen und strömen durch den Körper hindurch.

Magellanstraße bei Punta Arenas, Chile.
Magellanstraße bei Punta Arenas, Chile.

Es gibt einen Ort, wo ich still sitzen nicht nur kann, sondern muss, so mein Gefühl. Punta Arenas. Nicht irgendwo in der Stadt, sondern völlig kitschig an der Magellanstraße. Magellanstraße, selten dringt das Gefühl von Ende der Welt, Beginn der Welt, so glückselig durch Mark und Bein wie hier, die Füße im Sand vergraben, den Blick gerichtet auf die konturloseste Klarheit, die dein Horizont offenbart, du wundersame Magellanstraße!

Punta Arenas

Weil ich dort seltsam still sitzen und ohne Schmerzen fühlen kann, liebe ich Punta Arenas. Alles nimmt dann seinen Weg. Okay, am Anfang schmerzt es vielleicht ein bisschen, aber dann lässt das Gefühl nach und zurück bleibt wenig. Dieses eine Wenige, das den kompletten Körper ausfüllt.

Der Beruf des Reiseleiters bringt vieles mit sich, jedoch nicht: Orte für sich selbst erfahren. Genau solche Momente suche ich aber auch dann, wenn ich arbeite. Vielleicht gerade dann. Schwer zu finden, wurde die Magellanstraße zu einem Fixpunkt. Für mich selbst.

In der Reiseagenda ist Punta Arenas ein schmuckloser Ort der Durchreise, pragmatisch gewählt, da guter Anschluss und dennoch einmal Ende-der-Welt-Schnuppern. In die patagonische Geschichte hineinfühlen, wenn man sie denn an sich ran lässt.

„Du bist aber auch leicht zu begeistern“, der Satz eines Gastes ob meines Versuches, diesen Ort unter die Reisegruppenhaut gehen zu lassen. Durch Geschichte, durch Gegenwart, durch Sehen, Fühlen, Hören, Riechen und Sprechen.

Magellanstraße

Dieser Satz hat sich eingebrannt, kommt immer wieder, sorgt dafür, dass Demut und Melancholie tiefer werden. Andere fühlen zwar nicht das gleiche wie ich, lassen sich aber etwas mitreißen, wenn ich mit dem tiefsten Enthusiasmus sie an meiner Freude teilhaben lasse, dass der Tag so klar – so klar! – ist, dass wir vom Ufer aus den Monte Sarmiento, die weiße Diva, erblicken können. Dort, wo die Unerreichbarkeit Knoten knüpft.

Magellanstraße

Beides ist okay. Vielleicht bin ich leicht zu begeistern. Das Licht hier unten verleitet aber auch dazu. Punta Arenas, Sandy Point am südlichen Ende des amerikanischen Kontinents. Für mich ist die Stadt an der Magellanstraße nicht nur eine Einladung zum Still sitzen, sondern auch, um sich gegenseitig das Leben zu erzählen - und das ist in manchen Momenten das beste, was man tun kann.

Diese Artikel könnten Dich auch interessieren:

Kommentar schreiben

Kommentare: 0