Nationalpark Tierra del Fuego – südlichster Nationalpark Argentiniens

Der Nationalpark Tierra del Fuego in Feuerland bietet Naturliebhabern zahlreiche Möglichkeiten, in die märchenhafte Welt der subantarktischen Feuchtwälder einzutauchen. Ein Katzensprung von Ushuaia entfernt, wird der Park von vielen Reisenden aus der ganzen Welt besucht. Gerade an den ohne Anstrengung zu erreichenden Aussichtspunkten tummeln sich Massen an (Kreuzfahrt-) Touristen. Kein Geheimtipp, keine Liebeserklärung an einsame Pfade – wobei es auch die zu finden gibt –, aber landschaftlich ist der Park im tiefsten Süden des amerikanischen Kontinents wunderschön.

 

Nationalpark Tierra del Fuego – zum Schutz der subantarktischen Wälder

Der Parque Nacional Tierra del Fuego (Nationalpark Feuerland) ist der südlichste Nationalpark Argentiniens und wurde 1960 zum Schutz der subantarktischen Wälder gegründet. Das Schutzgebiet erstreckt sich über 630 Quadratkilometer und umfasst Küstenabschnitte am Beagle-Kanal, den Roca-See (in Chile Acigami genannt), einige Bergketten im Innern der Insel und Teile des Fagnano-Sees. Nur ein verhältnismäßig kleiner Teil ist fürs Publikum geöffnet, der Rest des Parkes ist reserva estricta, also ein streng geschütztes Reservat.

 

Transport von Ushuaia in den Nationalpark Tierra del Fuego

Der Park-Eingang ist vom 12 km entfernten Ushuaia über die Ruta Nacional 3 zu erreichen. Diese Straße beginnt am Kongress in Buenos Aires und bildet zusammen mit der RN 40 und der RN 9 die argentinische Panamericana, die sich von Alaska bis Feuerland zieht. Auf Feuerland, wo sich die Anden in den Atlantischen Ozean verabschieden, endet die Traumstraße aller Abenteuerlustigen.

 

Die günstigste Art, in den Nationalpark zu kommen, ist mit dem Shuttlebus. Das sind Kleinbusse von verschiedenen Anbietern, die stündlich am Hafen in Ushuaia starten (Ecke Avenida Maipú und Juana Genoveva Fadul). Am besten kaufst du gleich ein Hin- und Rückfahrticket. Informiere dich vorher in der Tourist Info (Av. Prefectura Naval Argentina 470) über die aktuellen Abfahrtszeiten sowie die letzte Busfahrt zurück nach Ushuaia.

Alternativ kann der Park zu Fuß, mit dem Fahrrad (im Park selbst herrscht auf den meisten Wanderwegen allerdings Fahrradverbot), Mietwagen oder Taxi erreichen. Ein Taxi ist relativ teuer, lohnt sich aber, wenn man zu dritt oder viert unterwegs ist. Wer den Park nicht auf eigene Faust besuchen möchte, kann in Ushuaia eine der zahlreichen geführten Exkursionen buchen.

 

Der Eintritt kostet während der Saison 2022 / 2023 für ausländische Besucher 3200 Pesos und kann entweder in bar am Eingang oder im Voraus online bezahlt werden.

 

Bahía Lapataia, Nationalpark Tierra del Fuego
Bahía Lapataia, Nationalpark Tierra del Fuego

Flora & Fauna im Nationalpark Tierra del Fuego

Pflanzenwelt

Die Vegetation ist geprägt vom subantarktischen Feucht- und Regenwald, wobei die zu den Scheinbuchen oder Buchenartigen Lenga- und immergrünen Coihue-Bäume die Wälder dominieren. Zahlreiche Moos- und Flechtenarten sorgen für Märchenfeeling par excellence. Dazwischen verstecken sich Calafate-Sträucher, deren Beeren man unbedingt probieren sollte, patagonische Gelb-Veilchen und elegante Orchideen. Schafgarbe, Löwenzahn, Magellan-Primeln, Hahnenfuß und violette Magellan-Geranien verwandeln Feuerland in den Frühlings- und Sommermonaten in ein Blütenmeer. Mit seinen leuchtend roten Blüten sticht auch der Notro (Feuerbusch) hervor. In den Mooren gedeihen verschiedene Heidegewächse.

 

Tierwelt

Aufgrund der vielen Gewässer fühlen sich Vögel im Park sehr wohl. Es wurden ca. 90 Vogelarten gezählt, darunter Magellan-Gänse, die sich von fotografierenden Besuchern nicht stören lassen. Zu den rund 20 im Park lebenden Säugetierarten gehören Füchse, Hasen, Moschusratten, Guanakos und aus Nordamerika eingeführte Biber, die sich zu einer Plage auf ganz Feuerland entwickelt haben.

 

Biber-Plage in Feuerland

In Feuerland wird uns deutlich vor Augen geführt, welch verheerende Folgen der Eingriff des Menschen in die Natur haben kann. In den 1940er Jahren wurden auf der Insel 20 nordamerikanische Biber, Hasen und Nerze ausgesetzt mit dem Ziel, deren Fell zu nutzen. Die Biber hatten und haben dort keine natürlichen Fressfeinde, sodass sie sich problemlos vermehren und ausbreiten können. Die Nager errichten riesige Dämme und in den dadurch künstlich entstandenen Seen ihren Bau. Um die Deiche zu festigen und die Seen zu vergrößern, machen sie sich an den Bäumen zu schaffen. Bäume, die zum Teil 300 Jahre brauchen, um auszuwachsen, sterben so innerhalb kürzester Zeit ab. Wo die Biber zu Gange sind, wächst fast nichts mehr. Unkontrollierbare Überschwemmungen und weite Areale, über und über gespickt mit toten Baumüberresten zeugen davon. Schätzungen zufolge leben auf Feuerland mittlerweile über 150.000 Biber, die eine zerstörte Fläche mindestens doppelt so groß wie Buenos Aires auf ihrem Gewissen haben.

 

Hauptattraktionen im Nationalpark Tierra del Fuego

Der Feuerland Nationalpark bietet einige Aussichtspunkte, schöne Spazier- und Wanderwege, Seen und Strände. Eine Übersichtskarte bekommst du am Parkeingang. Diese ist nicht gerade das, was die Herzen von Kartenliebhabern höher schlagen lässt, reicht aber völlig aus, da man sich auf den gut ausgebauten Wegen nicht verlaufen kann.

 

Senda Pampa Alta, Nationalpark Tierra del Fuego
Aussichtspunkt des Wanderweges Senda Pampa Alta

Correo del Fin del Mundo – das Postamt am Ende der Welt

In der malerischen Bucht Bahía Ensenada Zaratiegui am Beagle Kanal befindet sich das berüchtigte Postamt am Ende der Welt. Hier kann man sich für 3 (!) USD den Ende-der-Welt-Stempel in den Pass stempeln lassen und tatsächlich auch (teure) Ende-der-Welt-Post verschicken.

Durch die Pandemie hat das Postamt eine lebende Legende verloren: Der geschwätzige Carlos mit dem ikonischen Schnauzbart, der kein Blatt vor den Mund nimmt, hat sich nach einer schweren Covid-Erkrankung aus seinem Postamt zurückgezogen. Seit 2021 ist er selbst nur noch sehr selten dort anzutreffen.

Sein Sohn hat nun die Aufgabe übernommen, dort Reisende aus der ganzen Welt zu begrüßen, wobei er dies nicht ganz so ernst zu nehmen scheint wie sein Vater. Das Postamt ist seither häufig und ohne Vorankündigung für mehrere Tage geschlossen. Nach den aktuellen Öffnungszeiten kannst du dich im Visitor Center in Ushuaia erkundigen, allerdings ohne Garantie. Vielleicht ändert sich das aber auch wieder, wenn sich der Tourismus normalisiert hat.

 

Typisch argentinisch! Wie es zur Errichtung des Postamtes am Ende der Welt kam

Carlos kam 1948 in Buenos Aires zur Welt, zog aber schon in jungen Jahren nach Feuerland. Vor der Gründung des Nationalparks war das Land dort unten weitgehend Niemandsland und so errichtete er kurzentschlossen in der Bucht einen kleinen Lebensmittelladen. Seine Kunden waren hauptsächlich Seefahrer, die durch den Beagle Kanal schipperten. Damit sie anlegen und Carlos selbst rausfahren konnte, errichtete er ebenfalls den Steg, den es bis heute gibt.

Als die Gründung des Nationalparks beschlossene Sache war, kam es zu Reibereien mit der Nationalpark-Verwaltung, denn im Schutzgebiet durfte natürlich niemand wohnen oder Privatgebäude besitzen. Sämtliche Gelder, die Carlos für die Umsiedlung angeboten wurden, lehnte er entschieden ab. Aber es kam ihm eine neue Idee.

 

Das Küstengewässer gehörte nicht mehr zum Nationalpark und so baute er ein neues Gebäude auf seinem Steg – und machte die Nationalpark-Verwaltung damit mundtot. Vielleicht hat diese aufgrund der Beharrlichkeit des Mannes aber auch einfach nur beide Augen zugedrückt, denn streng genommen ist das Häuschen noch über dem Strand und nicht über dem Wasser gebaut.

Wie dem auch sei, das Postamt am Ende der Welt gibt es bis heute – mitten im Nationalpark.

 

Correo del Fin del Mundo, Feuerland Nationalpark
Mit meiner letzten Reisegruppe vor der Pandemie statten wir Carlos im Februar 2020 einen Besuch ab.

Tren del Fin del Mundo – der Zug am Ende der Welt

Für Eisenbahn-Fans und Wander-Faule ist eine Fahrt mit dem Tren del Fin del Mundo eine gute Wahl, um einen Teil des Parks durch die Fensterscheibe zu entdecken. Die Strecke wurde von den Gefangenen des Gefängnisses in Ushuaia errichtet. Seit der Fertigstellung 1909 wurden mit dem Zug Holz und Baumaterial zum Gefängnis transportiert, der Betrieb wurde im Jahr 1952 eingestellt. Von der ehemals 25 km langen Zugstrecke sind heute nur noch 7 km übrig. Die Fahrt beginnt in der Nähe des Nationalparks, 8 km von Ushuaia entfernt, dauert etwa eine Stunde und endet am Bahnhof im Tierra del Fuego Nationalpark an der RN 3, ca. 1,5 km vom Postamt entfernt.

Auf der Webseite des Tren del Fin del Mundo findest du alle aktuellen Infos wie Preise, Abfahrtzeichen etc. auf Englisch.

 

Der Eintritt in den Nationalpark ist nicht inbegriffen. Es gibt außerdem die Möglichkeit, die Zugfahrt im Rahmen eines Halbtagesausflugs in den Park zu kombinieren. Auskunft hierzu bekommst du in der Tourist-Info in Ushuaia oder direkt bei den Agenturen.

 

Tren del Fin del Mundo
Tren del Fin del Mundo, Feuerland Nationalpark

Wanderwege im Feuerland-Nationalpark

  • Senda Pampa Alta: Wanderung von der Bahía Ensenada am Piloto Bach entlang zum Río Pipo (4,9 Kilometer einfach)
  • Senda Costera: Wanderung entlang der Küste und durch Wälder, von der Bahía Ensenada bis zum Río Lapataia (8 Kilometer). Hier triffst du auf die RN 9, der du bis zum Visitor Center Alakush folgen und von dort den Bus zurück nehmen kannst. Bei Regen ist der Weg oft matschig.
  • Senda Hito XXIV: Wanderweg am Ufer des Lago Roca entlang bis zur Grenze chilenischen Grenze (7 km hin und zurück)
  • Cerro Guanaco: Wanderung vom Lago Roca auf den 973 Meter hohen Gipfel des Cerro Guanaco mit herrlicher Aussicht auf den Beagle Kanal und Ushuaia (8 Kilometer hin und zurück, ca. 5-6 Stunden)

Spazierwege im Sektor Lapataia

Rund um die Lapataia Bucht, wo auch das vielfotografierte Ende-der-Ruta-3-Schild steht, gibt es ein paar kürzere Spazierwege. Die meisten waren bei meinem letzten Besuch im Februar 2022 pandemiebedingt geschlossen. Ich führe sie hier aber trotzdem auf, da sie in der Saison 2022/23 wahrscheinlich wieder passierbar sind:

  • Paseo de la Isla: 600 m. Spazierweg zwischen Visitor Center Alakush und Bahía Lapataia. Hier gute Möglichkeiten, Wasservögel zu beobachten.
  • Laguna Negra: 600 m. Die Lagune ist ein Beispiel für ein typisch feuerländisches Torfmoor, das sich noch in seiner Entstehung befindet.
  • Mirador Lapataia: 1 km. Spazierweg durch typischen Lenga-Wald mit schönem Blick auf die Lapataia Bucht, wo der Weg nach einem kurzen Abstieg endet.
  • Del Turbal: 2 km. Führt ebenfalls zur Bahía Lapataia und ist für Fußgänger eine gute Alternative zur RN 9.
  • Castorera: 400 m (hin und zurück). Hier kann man verlassene Biberdämme anschauen.
  • Senda la Baliza: 3 km (hin und zurück). Führt durch Lenga-Wald an der Küste entlang bis zur Grenze des strikten Naturschutzgebietes.

 

Schwere oder technisch anspruchsvolle Wanderungen gibt es in diesem Teil des Nationalparks nicht.

 

Übernachten im Nationalpark Tierra del Fuego

Zum Übernachten stehen dir im Park 4 einfache Campingplätze zur Verfügung: Bahia Ensenada, der Lago Roca, Rio Pipo und Rio Lapataia. Letzterer verfügt als einziger über Duschen, Toiletten sind auf allen Campingplätzen vorhanden.

 

Zelten auf Feuerland
Es gibt 4 einfache Campingplätze im Tierra del Fuego Nationalpark sowie darüber hinaus ein paar einsamere Orte, an denen wild gezeltet werden darf. Hier: Laguna del Caminante

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