Aktualisiert im April 2023
Der Perito Moreno Gletscher im Nationalpark Los Glaciares ist einer der meistbesuchten Orte in Argentinien. Es ist weder der größte noch der älteste Gletscher, aber kaum einem anderen Gletscher dieser Dimensionen kommt man so nah. So kann man diese Sinfonie aus allen erdenklichen Blau und Weiß Tönen aus nächster Nähe und unterschiedlichen Perspektiven genießen und im Fotoalbum der Erinnerung abspeichern.
Perito Moreno Gletscher - Sinfonie aus Weiß & Blau
Es ist ganz still, keiner spricht. 30 Augenpaare starren gespannt auf die weiße Wand, die Kamera zum Abdrücken bereit.
Der Perito Moreno tut seinen Zuschauern den Gefallen: Als würde ihm der Magen knurren, erfüllen wie aus dem Nichts lautes Krachen und Donnern die Luft, kündigen an, was gleich passieren wird.
Unter staunendem und schrillem „aaaah“, „oooooh“, „wooooow“ und „knips, knips, knips“ stürzt ein großes Stück der Gletscherwand ins Wasser und löst ein paar stürmische Wellen aus, die das Boot zum Schaukeln bringen. Die Eisscholle schlägt noch einen kleinen Purzelbaum, dann scheint sie eine bequeme Lage auf dem Wasser gefunden zu haben.
Allmählich kehrt wieder Stille ein.
Auch nach zahlreichen Besuchen hat der Perito Moreno Gletscher nichts von seinem Zauber verloren. Jedes Mal sieht er anders aus. Egal zu welcher Jahreszeit und in welchem Licht, diese weiße Welt an der Grenze zwischen Ewigkeit und Vergänglichkeit zieht mich immer aufs Neue in ihren Bann.
Perito Moreno Gletscher - lohnt sich der Besuch?
Diese Frage wird mir immer wieder gestellt. Aus zwei Gründen: Erstens, Patagonien ist teuer. Und El Calafate ist ein touristischer Hotspot.
Deswegen ist alles in und um Calafate teurer als in einem verlassenen Dorf in der patagonischen Steppe. Der Blick in den eigenen Geldbeutel verrät, ob ein Gletscher Besuch drin ist. Wenn ja: Verliere keinen weiteren Gedanken ans Geld und mach’s einfach! Du wirst diesen Gletscher wahrscheinlich nie wieder vergessen! Vorausgesetzt, Du hast das Staunen nicht verlernt :-).
Zweitens, der Perito Moreno Gletscher bei El Calafate ist alles andere als ein Geheimtipp. Es ist einer der meistbesuchten Orte in ganz Argentinien.
„Das ist mir zu touristisch“ - ein weitere Satz, den ich oft zu hören bekomme. Wer andere Touristen meiden möchte, dem empfehle ich, einen Ausflug nach Santo Domingo in der Provinz Buenos Aires zu machen. Dort gibt es ein paar Häuser, eine Plaza, einen verlassenen Bahnhof und wirklich überhaupt keine Touristen.
Allen, die sich von einem einzigartigen Naturschauspiel hinreißen lassen wollen – und die anderen Staunenden ausblenden können – kann ich nur sagen: Geht zum Perito Moreno Gletscher!
Ich schicke alle, die zum ersten Mal in Argentinien sind, dorthin.
Und bisher sind alle emotional aufgewühlt, etwas verwirrt und vor allem überglücklich zurückgehrt. Also: JA, es lohnt sich auf jeden Fall!
In meinem Artikel Klassische Argentinien Rundreise findest Du weitere Tipps, welche Orte Du gut kombinieren und auf eigene Fast entdecken kannst. El Calafate ist natürlich mit von der Partie.
Übrigens, wenn Du schon bis nach Calafate gereist bist, solltest Du der argentinischen "Trekkinghauptstadt" El Chaltén unbedingt einen Besuch abstatten!
El Calafate: Perito Moreno Gletscher & andere Touren
Ausgangspunkt für Touren zum Perito Moreno Gletscher ist das Städtchen El Calafate am türkis schimmernden Lago Argentino. Der See ist etwa dreimal so groß wie der Bodensee und der größte See Argentiniens (der Lago Buenos Aires ist größer, er liegt aber in Argentinien und Chile).
Für die Tour zum Gletscher sollte man einen ganzen Tag einplanen.
Wer bis hierher gereist ist, sollte sich zusätzlich noch etwa ein bis zwei Tage Zeit nehmen, um die Gegend zu erkunden.
Hier ein paar Tipps, was Du in Calafate sonst noch unternehmen kannst:
Besuch einer Estancia bei El Calafate
In den Hotels und Agenturen werden Tagesausflüge zu Estancias angeboten. Dort erhält man Einblicke in den Alltag der Estancieros, man kann bei der Schafschur zuschauen, die Gegend zu Fuß oder zu Pferd erkunden, sich ein typisch patagonisches Lamm-asado schmecken lassen und die Weite Patagoniens mit allen Sinnen aufsaugen.
Über einen Tag auf einer Estancia berichtet Stefanie in ihrem Blog Worte und Orte.
"Todo Glaciares": Bootstour Upsala & Spegazzini Gletscher
Der Perito Moreno Gletscher ist ganz klar der Star der Region, weil man ihm besonders nah kommt. Wer noch andere Gletscher sehen möchte, dem sei die Tour "Todo Glaciares" ans Herz gelegt. Bei dieser Tagestour fährt man mit dem Boot vom Hafen Punta Bandera zu den Gletschern Upsala & Spegazzini.
Beide Gletscher fließen, wie der Perito Moreno, vom Südlichen Patagonischen Eisfeld in den Lago Argentino.
Der Upsala Gletscher ist ein großer Talgletscher im Nationalpark Los Glaciares mit einer Fläche von ca. 765 km², einer Länge von 53,7 km (nach dem Pius XI. und dem Viedma-Gletscher der drittlängste in Südamerika), eine Breite von 13 km und einer Fronthöhe von durchschnittlich 40 Metern. Der Gletscher hat sich in den letzten Jahren stark zurückgezogen.
Mit einer Fläche von 134 km² ist der Spegazzini Gletscher sehr viel kleiner, er ist aber der an seiner Kalbungsfront gemessen höchste Gletscher: die monumentale Wand erreicht eine Höhe von bis zu 135 m.
Natürlich sind nicht nur die Gletscher selbst beeindruckend, sondern auch die vielen Eisberge, die den Lago Argentino hier säumen.
Inbegriffen ist auch ein kleiner Spaziergang zum Refugio Spegazzini in der Bahía de los Glaciares (Gletscherbucht), wo man Zeit hat zum Mittagessen (Lunch-Paket am besten selbst mitnehmen, alternativ kann bei Reservierung eines mitgebucht werden).
Aufgrund der Inflation in Argentinien ändern sich die Preise für die Exkursionen rasant. Eine aktuelle Preisübersicht für "Todo Glaciares" findest Du hier.
NICHT INBEGRIFFEN ist der Eintritt zum Nationalpark. Auch dieser ändert sich ständig (April 2023 für Ausländer: 5500 ars), aktuelle Preise hier. Dort kannst Du auch
direkt das Ticket für den Nationalpark online kaufen.
Die Tour dauert insgesamt ca. 10 Stunden.
Gletschermuseum Glaciarium in El Calafate
Wer mehr über die umliegenden Gletscher erfahren will, findet im Museum „Glaciarium“ Antworten auf seine Fragen.
Reiten in El Calafate
Eine besonders naturintensive Erfahrung ist eine Reittour. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Eine kürzere Tour am Lago Argentino entlang oder eine fünfstündige Tour in die Tafelberge von El Calafate. An klaren Tagen sieht man von dort oben schemenhaft den Fitz Roy und die Torres del Paine im gleichnamigen chilenischen Nationalpark in den Himmel ragen.
Als ich die Tour vor ein paar Jahren machte, schien in El Calafate die Sonne, in den Bergen kamen wir mit unseren Pferden in einen heftigen Schneesturm, sodass wir die Tour für eine Weile unterbrechen mussten. Zwischen Sätteln und Trensen tranken wir mit dem Gaucho Mate, und als der Schneesturm nachließ, ging es weiter. So wurde aus einer fünfstündigen eine unvergessliche Tagestour.
Kontakdaten und Infos zu den Reittouren bekommst Du in der Tourist-Info oder in Deiner Unterkunft.
El Calafate: Spaziergang um die Lagune Nimez
Ein sehr schöner Spaziergang führt von El Calafate durch das am Lago Argentino liegende Naturreservat „Laguna Nimez“. Der Weg schlängelt sich durch ein Meer aus duftenden Margeriten zum Seeufer. An der Lagune können Flamingos und viele andere Vögel beobachtet werden und man hat einen tollen Panoramablick auf El Calafate.
Cerro Frías: Trekking oder 4x4
25 km von Calafate entfernt liegt die Estancia Alice im Frías Tal. Vom Frías Berg hat man ein wunderbares Panorama über den Lago Argentino und die Bergwelt rund um Calafate. Die sehr leichte Wanderung dauert rund 2 Stunden, die gesamte Tour 4 Stunden.
In einer Schlucht am Südhang besteht außerdem die Möglichkeit, in einer der längsten Zip-Lines Südamerikas den Blick auf die Anden und die Lenga-Wälder zu genießen.
Alternativ werden Touren von Calafate im 4x4 und Reittouren zum Cerro Frías angeboten. Viele Jeep-Touren starten am Nachmittag, sodass man vom Berg aus den Sonnenuntergang genießen kann.
Tour zum Perito Moreno Gletscher
Der Perito Moreno Gletscher, der früher einmal Bismarck Gletscher hieß, liegt im 1937 gegründeten Nationalpark Los Glaciares, 80 km von Calafate entfernt. Man kann sich dem Gletscher auf verschiedene Arten nähern:
1. Aussichtsterrassen des Perito Moreno Gletschers
Von der Península Magallanes genießt man einen wunderbaren Blick auf den Gletscher. Über ein System aus Stegen und Treppen kommt man der 70 Meter hohen Abbruchkante immer näher. Von diesen Aussichtspunkten aus betrachtet, verlieren sich sämtliche Größenordnungen im Nichts. Am Hafen sah das Boot noch riesig aus, jetzt, neben dem Gletscher, ist es nichts weiter als ein vom Spielzeugmenschen gebasteltes Papierboot.
2. Spaziergang vom Hafen zum Perito Moreno Gletscher
Wer mit dem eigenen Fahrzeug anreist, muss am Hafen des Canal de los Témpanos parken. Von hier fahren kostenlose Shuttlebusse zum oberen Punkt der Aussichtsterrassen.
Schöner ist aber der kurze Spaziergang am Ufer dieses Seitenarmes des Lago Argentino, der ebenfalls an den Terrassen endet. Hier nähert man sich dem Gletscher zunächst von unten und gelangt dann über die Stege zum höchsten Aussichtspunkt.
3. Dem Gletscher ganz nah: Bootstour auf dem Lago Argentino
Am Hafen des Canal de los Témpanos können einstündige Bootstouren gebucht werden. Das macht allerdings nur dann Sinn, wenn man die Trekkingtour nicht macht, denn da ist eine Bootstour schon inklusive.
4. (Mini-) Trekking auf dem Perito Moreno Gletscher
Mit Sicherheit die intensivste Erfahrung. Trekkingtouren werden von Hielo y Aventura angeboten, zur Auswahl stehen Big Ice (3 Stunden) und Mini Trekking (1,5 Stunden). Man fährt mit dem Boot von der Bahía de las Sombras ans gegenüberliegende Ufer des Brazo Rico, wo die Gruppen eingeteilt werden. Vor allem die Big Ice Tour sollte auf jeden Fall im Voraus reserviert werden, Mini Trekking in der Hauptsaison (Januar/Februar) auch. Die Reservierung ist über die Webseite von Hielo y Aventura möglich.
Der anschließende Spaziergang durch den Wald hat etwas Märchenhaftes, zumindest fühlt es sich nicht real an. Mich würde es nicht überraschen, unter einer Wurzel einen kleinen Gnom zu finden. Dazu der spektakuläre Blick auf die Gletscherwand. Weiße Eismasse, blaues Wasser, grüner Wald, patagonisches Farbspiel vom Feinsten.
Man bekommt Steigeisen und eine Einführung, wie man auf dem Gletscher gehen sollte. Und dann taucht man tief ein in diese unwirtliche Welt mit ihren bizarren Formen. Abgerundet wird das Spektakel mit einem Whisky on Ice.
Ausrüstung fürs Gletscher-Trekking: Handschuhe, Sonnenbrille, Sonnencreme, je nach Wetter eine Mütze, weitere Ausrüstung bekommst Du von Hielo y Aventura. Nach dem Trekking ist Zeit für ein Mittagessen, Du kannst ein kleines Lunch Paket mitnehmen.
ACHTUNG: Es gibt eine Altersbegrenzung beim Trekking! Big Ice: 50 Jahre, Minitrekking: 65. Das Alter muss bei Buchung angegeben werden, Pässe werden daraufhin kontrolliert.
Alle anderen Touren können in El Calafate, meist auch in den Unterkünften gebucht werden. Die Agenturen befinden sich in der Haupstraße Av. Del Libertador.
Die Tickets für die Bootstour kannst Du direkt vor Ort im Nationalpark kaufen oder bei manchen Agenturen.
Perito Moreno - ein Gletscher, der noch wächst?
Dort, wo bis heute die Grenzziehung zwischen Chile und Argentinien noch nicht klar ausgehandelt ist, wo die Winde das Sagen haben, wo der Mensch nicht mehr ist als eine Nadel im Heuhaufen, wo die Welt zu Ende scheint – dort liegt das zweitgrößte Eisfeld der Südhalbkugel, das Campo de Hielo Sur.
Zu diesem unwirtlichen Gebiet gehören zahlreiche Auslassgletscher, unter anderem der Perito Moreno, der Buenos Aires mit seinen 258 km² flächenmäßig überlegen ist.
Häufig hört und liest man, dass eine Besonderheit des Gletschers ist, dass er immer noch wächst. Das stimmt so nicht ganz.
Die Gletschermassen des Campo de Hielo Sur sind bis heute wissenschaftlich kaum untersucht. Klar ist aber, dass die patagonischen Eisfelder weltweit zu den Gletschern gehören, die sich am schnellsten zurückziehen. Die Auswirkungen wird mit Sicherheit auch der Perito Moreno Gletscher irgendwann zu spüren bekommen.
Seit den ersten Aufzeichnungen 1917 konnte jedoch ein Gleichgewicht zwischen Wachsen und Rückgang festgestellt werden. Die Massen an Eis, die der Lago Argentino verschluckt, kommen in etwa gleicher Menge mit dem Schnee, der über dem Campo de Hielo Sur fällt, wieder zurück.
Die Bewegungen des Gletschers sollten nicht mit Wachstum verwechselt werden. Der Gletscher ist permanent in Bewegung. Pro Tag werden Bewegungen von ca. 2,3 m in der Mitte und 0,35 m am Gletscherrand gemessen.
Wenn die Gletscherzunge auf Land trifft, wird der natürliche Abfluss des Lago Argentino aufgestaut und formt eine natürlich Brücke – bis die Eismasse dem Wasserdruck nicht mehr standhält und einbricht.
Der Gletscher zieht sich daraufhin wieder zurück.
Es ist also ein Märchen, dass der Perito Moreno Gletscher noch wächst. Er befindet sich in einem fragilen Gleichgewicht.
Befindet? Traurigerweise hat der Perito Moreno Gletscher seinen Rückzug angekündigt. Infos zur aktuellen (2023) Forschungslage findest Du in diesem Artikel.
Ein solcher Gletscher-Durchbruch geschieht etwa alle 2-4 Jahre. Wobei auch diese Phänomen, die so genannte „ruptura“ bisher nicht wirklich fundiert untersucht werden konnte.
Einige Dinge müssen vielleicht auch einfach ein Rätsel bleiben.
Neugierig geworden? Reiseinfos für El Calafate
Ankunft in El Calafate
Calafate ist von fast überall in Argentinien mit Überlandbussen zu erreichen, es fahren auch Busse von/nach Puerto Natales (Chile). Mehrmals täglich Direktflüge von Buenos Aires.
Kleiner Tipp: Schau, dass Du am Fenster sitzt, aus der Vogelperspektive werden einem die Dimensionen der Provinz Santa Cruz auf ganz besondere Weise vor Augen geführt, der Landeanflug mit Blick auf den Lago Argentino, den Fitz Roy und die Anden ist einfach nur spektakulär!
Unterkunft in El Calafate
Die Unterkünfte reihen sich dicht an dicht, hier ist für jeden Geldbeutel und Geschmack was dabei. Im zentral gelegenen Bla Guesthouse oder im América del Sur Hostel trifft man Rucksackreisende aus der ganzen Welt.
Wer sich Luxus gönnen will, ist in den etwas außerhalb gelegenen Hotels Edenia Punta Soberana oder Design Suites richtig.
El Calafate: Klima & beste Reisezeit
Das Wetter macht, was es will. Vier Jahreszeiten an einem Tag sind immer drin. Am besten einfach Kleidung für jedes Wetter mitnehmen, Stichwort: Zwiebelsystem!
Beste Reisezeit: Oktober bis Mai, am stabilsten ist das Wetter im Januar/Februar, aber auch da hat man natürlich keine Garantie für Sonnenschein. Unter Wind & Wetter findest Du weitere Infos.
Nationalpark Los Glaciares
Der Eintritt in den Park ist i.d.R. bei den Touren nicht inbegriffen.
Tarif für Nicht-Argentinier: 5500 Pesos (April 2023).
Aktuelle Preise kannst Du auf der Webseite der Parkverwaltung abrufen.
Auto mieten in El Calafate
Wer gern individueller unterwegs ist, kann sich in El Calafate ein Auto mieten und selbst zum Gletscher fahren. Das ist natürlich besonders schön, weil man überall anhalten kann – und Plätze zum Verweilen und die Aussicht genießen gibt es tausende zwischen Calafate und dem Perito Moreno Gletscher. Es ist außerdem eine besondere Erfahrung, gegen die zum Teil sehr starken Seitenwinde zu lenken.
Autovermietungen:
- Hertz: Av. del Libertador 1822
- Avis: 9 de Julio 190
- Nunatak: Gdor. Gregores 1075
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