Höhenkrankheit – Symptome & was Du dagegen tun kannst

Klar, wir wollen die Naturwunder der Puna-Hochebene wie Salzwüsten und bunte Berge auf unserer Argentinienreise auf keinen Fall verpassen. Während die Vikunjas fröhlich-keck an uns vorbeihüpfen, müssen wir hingegen schwerfällig feststellen: Ganz schön dünn die Luft hier oben! Hohe Höhen stellen eine Belastung für unseren Körper dar. Haben wir die 2500 Meter-Marke geknackt, können sich Symptome der Höhenkrankheit bemerkbar machen.

Hier erfährst Du, wie sich diese äußern und was Du dagegen machen kannst.

 

Grenzpass Paso de Jama Argentinien-Chile, 4741 m ü. M.
Unterwegs in der Puna - auf über 4000 m wird die Luft dünn

Mit trägem Körper & langsamen Gedanken durchs Altiplano

Von einer Minute auf die nächste nehme ich die Stimmen meiner Mitreisenden nur noch als dumpfes Echo wahr. Ich habe keine Kopfschmerzen, mir ist nicht schlecht. Eigentlich geht es mir gut. Aber die Gedanken sind langsamer als sonst. Dann fühlt sich mein Körper zunehmend träge an. „Simone, geht’s dir gut?“ – die nebulöse Stimme der Frau neben mir scheint aus kilometerweiter Entfernung zu kommen. „Ja klar, alles bestens“, denke ich und will es sagen. Aber mein Mund bewegt sich nicht. Lippen, öffnet euch! Ich habe keine Kontrolle über mich.

 

Dann höre ich wieder die Frau neben mir, die - wie ich später erfahren sollte -, Krankenschwester ist, zum Fahrer rufen: „Halt an, Simone kriegt keine Luft mehr, wir brauchen Sauerstoff!“ Nacho hält den Wagen an.

„So ein Quatsch, alles bestens“, stelle ich mir vor zu sagen und glaube mir den Schmarrn, den sich mein Hirn ausdenkt, sogar. Aber wieder ist kein Laut aus mir rauszukriegen. Ich fühle mich wie gelähmt, die Lippen sind pelzig. Irgendwie ist dieses Gefühl schön, alles ist wohlig warm.

 

Im nächsten Moment atme ich auch schon ins Sauerstoffgerät. Zeit löst sich auf, ich habe keine Ahnung, wie lang ich so dasitze, aber allmählich kommt alles zurück. Die Kontrolle über den Körper, die Stimme, Gedankenklarheit. Jetzt erst wird mir bewusst, dass mein Körper tatsächlich nicht mit genügend Sauerstoff versorgt wurde.

 

Das war vor einigen Jahren im bolivianischen Altiplano auf über 4000 Metern über dem Meeresspiegel. Es war nicht das erste Mal, dass ich meinem Körper der Höhe aussetzte, wohl aber das erste Mal, dass ich sie körperlich zu spüren bekam.

Die Höhenkrankheit kann jeden treffen. Und sie hat viele Gesichter.

 

Im Altiplano in Bolivien erwischt es mich zum ersten Mal - ich bin unterversorgt mit Sauerstoff und bekomme schwer Luft, ein typisches Anzeichen der Höhenkrankheit
Im Altiplano in Bolivien erwischt es mich zum ersten Mal - ich bin unterversorgt mit Sauerstoff und bekomme schwer Luft, ein typisches Anzeichen der Höhenkrankheit

Dünne Luft? Höhenkrankheit in Argentinien

Puna heißt die Anden-Hochebene im nordwestlichen Teil Argentiniens. Sie liegt hier auf etwa 3500 bis 4500 Metern über dem Meeresspiegel und bildet eine geographische Einheit mit dem Altiplano in Bolivien. Zur Puna-Region gehören Teile der Provinzen Jujuy, Salta, Catamarca und La Rioja.

In diesen luftigen Höhen, aber natürlich auch beim Besteigen hoher Berge wie etwa dem 6961 Meter hohen Aconcagua, kann die Höhenkrankheit auftreten.

 

Altiplano
Altiplano

Was ist Höhenkrankheit?

In den Andenstaaten wird die akute Höhenkrankheit Soroche, Apunamiento oder Mal de Altura genannt. In der Regel können die Symptome ab etwa 2500 Metern über dem Meeresspiegel auftreten und machen sich häufig erst nach sechs bis zwölf Stunden bemerkbar.

Wer sich also nur kurz in der Höhe aufhält, was zum Beispiel bei einer Exkursion zum Hornocal (Berg der 14 Farben nahe der Schlucht Quebrada de Humahuaca, 4350 m) der Fall ist, wird wahrscheinlich keine Probleme haben.

 

Ursache für die Höhenkrankheit ist der verringerte Luftdruck in der Höhe. Dadurch kommt weniger Sauerstoff in unsere Lungen, wodurch auch im Blut der Sauerstoffgehalt sinkt. Wir sind also unterversorgt mit Sauerstoff. Das nennt man Hypoxie.

 

Typische Symptome der Höhenkrankheit sind:

  • Kopfschmerzen
  • Sauerstoffmangel, Atemnot
  • Schwindel
  • Appetitlosigkeit
  • Müdigkeit
  • Schwäche, Benommenheit, Teilnahms- & Antriebslosigkeit
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Schlafstörungen

Leichte Kopfschmerzen oder ein Druckgefühl in der Stirngegend treten in der Höhe häufig auf. Das bedeutet nicht sofort, dass man höhenkrank ist.

 

Wie kann man Höhenkrankheit vorbeugen?

Es gibt kein Wundermittel gegen die Höhenkrankheit, aber ein paar Dinge, die man beachten kann, um sie zu vermeiden.

 

Akklimatisierung

Innerhalb eines Tages vom Strand in die Puna-Hochebene der Anden? Das ist eine enorme Belastung für den Körper und somit keine gute Idee. Akklimatisierung ist das wichtigste Stichwort, um Höhenkrankheit vorzubeugen. Wenn Du einen längeren Aufenthalt in der Höhe planst, dann gib deinem Körper Zeit, sich an die Höhe zu gewöhnen und steige langsam in mehrtägigen Etappen weiter auf.

 

In der Höhe ist Zeitlupe angesagt!

Überfordere Deinen Körper in der Höhe nicht, indem Du als erste Aktion einen Marathon hinlegst! Beweg Dich langsamer als sonst, mach während des Gehens kleine Pausen, in denen Du ruhig atmest. Vermeide ruckartige, schnelle Bewegungen.

 

Richtige Ernährung in der Höhe

Trink viel Wasser und verzichte möglichst auf Alkohol. Auch das üppige Steak mit Pommes hat jetzt erst mal Pause. Denn ein voller Magen bedeutet für den Körper: verdauen – und das verbraucht viel Energie. Nimm also lieber leichte Speisen zu Dir. Wenn Du Dich komplett wohl fühlst und keinerlei Symptome hast, spricht natürlich auch in der Höhe nichts gegen ein gutes Steak und ein Glas Vino.

 

Koka-Tee, Koka -Bonbons & Koka -Blätter

Lutschen, trinken, kauen – in welcher Form auch immer, mach es den Einheimischen gleich und decke Dich mit Koka-Blättern ein. Die gibt es in der Puna überall zu kaufen. Tee und Bonbons sind weniger konzentriert als die Blätter und eignen sich daher gut, wenn Dir der bittere, etwas gewöhnungsbedürftige Geschmack zuwider ist. Das Kauen von Koka-Blättern hat in den Anden eine lange Tradition.

 

Bereits die Inka sollen den Strauch als Nutzpflanze für sich entdeckt haben. Koka-Blätter sind wirksam gegen die Höhenkrankheit, da sie helfen, Hunger, Müdigkeit und Kälte zu verdrängen und die Sauerstoffaufnahme verbessern.

Die Koka-Pflanze hat einen ziemlich schlechten Ruf, weil daraus Kokain hergestellt wird. Das Kauen der Blätter versetzt einen aber keineswegs in einen Rauschzustand, da das Kokain in den Blättern viel zu gering ist und erst durch chemische Aufarbeitung gewonnen wird.

 

Koka-Blätter, -tee & -bonbons werden überall im Norwesten verkauft
Koka-Blätter, -tee & -bonbons werden überall im Norwesten verkauft

Im schlimmsten Fall: absteigen

Bist Du über einen längeren Zeitraum in der Höhe und hast andauernde oder starke Symptome wie Bewusstseinsverlust, Gleichgewichtsstörungen, hohes Fieber, dann solltest Du umgehend einen Arzt aufsuchen und schauen, dass Du schnellstmöglich wieder unter die 1000 Meter-Marke kommst.

Das ist aber sehr selten der Fall. Zumal sich die meisten Reisenden in Argentinien sowieso nicht allzu lange in extremer Höhe aufhalten, sondern vielmehr Tagesexkursionen unternehmen.

 

Hast Du auch schon Erfahrungen in extremer Höhe gesammelt? Wie erging es Dir dabei?

 

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