Los Antiguos, Santa Cruz – auf Entdeckungstour im „unbekannten“ Patagonien

Los Antiguos ist eine Kleinstadt im Norden der Provinz Santa Cruz (Patagonien). Die selbst ernannte „Hauptstadt der Kirschen“ ist ein schönes Reiseziel für Naturliebhaber und alle, die tief in die Geschichte der Region eintauchen wollen. Im Vergleich zu den Hotspots Südpatagoniens wie etwa El Calafate mit dem Perito Moreno Gletscher oder El Chaltén, steckt die Region rund um Los Antiguos touristisch noch in den Kinderschuhen.

Los Antiguos war der erste Ort, an dem ich im Jahr 2006 argentinischen Boden betrat. Ich war sofort hin und weg, von der Herzlichkeit, die mir damals die Einwohner entgegenbrachten, von der schönen Lage am Buenos Aires See, der immensen Weite der Steppe und der bunten Hochebene Meseta Buenos Aires. Ich war nur eine Nacht dort, hatte für den nächsten Tag bereits ein Busticket nach El Chaltén, doch ich wusste, ich würde irgendwann wiederkommen und der Gegend mehr Aufmerksamkeit widmen.

Das ist lange her. In der Zwischenzeit war ich 2019 mit dem Lieblingsargentinier dort und Anfang 2024 mit einer von mir organisierten Gruppenreise.

 

Was Du in Los Antiguos unternehmen kannst, stelle ich Dir in diesem Artikel vor.

 

Spaziergang am Lago Buenos Aires (Argentinien) / General Carrera (Chile)

Los Antiguos liegt idyllisch am Ufer des tiefblauen Lago Buenos Aires Sees und dem Fluss Los Antiguos, der hier in den See mündet. Nur wenige Kilometer weiter geht der See sang- und klanglos in chilenischen Besitz über. Dort ändert er nicht nur seine Farbe, sondern auch seinen Namen: Lago General Carrera. Er ist nach dem Titicacasee der zweitgrößte See Südamerikas. Der Strand von Los Antiguos lädt zu Spaziergängen, Angeln oder Mate trinken ein. Das Landschaftsbild rund ums grüne Städtchen Los Antiguos wird einerseits geprägt durch die östlichen Ausläufer der Anden, andererseits durch die Steppe mit ihren Felsplateaus.

 

Strand am Lago Buenos Aires bei Los Antiguos

Besuch einer Chacra

Aufgrund seines milden Mikroklimas wird Los Antiguos auch als „Garten der Provinz Santa Cruz“ bezeichnet. Chacras sind kleine Farmen oder Landgüter, die sich hauptsächlich dem Obstanbau widmen. So wachsen rund um Los Antiguos Kirschen, Himbeeren, Birnen, Äpfel, Pfirsiche und Zwetschgen, die unter anderem zu leckerer Marmelade und Likören verarbeitet werden. Jedes Jahr im Januar findet in Los Antiguos zu Ehren der Kirsche ein großes Fest mit Reitturnieren, folkloristischen Darbietungen und Livemusik statt.

 

Viele Chacras haben ihre Tore auch für den Tourismus geöffnet, oftmals inkludiert die Tour ein typisch patagonisches Lamm-asado (cordero). Informationen zum Besuch einer Chacra gibt es vor Ort in der Tourist-Info.

 

Parque Patagonia: Reiten oder wandern in der Meseta Buenos Aires

Die lokalen Agenturen in Los Antiguos organisieren Exkursionen in die Hochebene Meseta Buenos Aires, wahlweise zu Fuß oder mit Pferden. Vom Plateau aus genießt man ein 360° Panorama über den Buenos Aires See sowie die Andenkette. Mit etwas Glück bekommt man in einer der kleinen Lagunen den vom Aussterben bedrohten Macá Tobiano (Goldscheiteltaucher) zu Gesicht, zu dessen Schutz der Parque Patagonia errichtet wurde. Vielleicht zeigen sich auch ein paar weitere Steppenbewohner wie Guanakos, Choique-Straußenvögel, Gürteltiere oder Füchse.

 

Reittouren können entweder in Los Antiguos oder direkt bei der 20 Kilometer außerhalb des Zentrums gelegenen Estancia La Ascención reserviert werden.

 

Cueva de las Manos (Höhle der Hände) & Río Pinturas

Die Höhle der Hände ist eines der ältesten Kulturzeugnisse Südamerikas. Die ältesten der beeindruckenden Höhlenmalereien, die in der Region zu finden sind, werden auf das Jahr 7350 vor Christus datiert. Damals lebten hier die Vorfahren der Tehuelche-Indianer, die pre-tehuelche in kleinen Gruppen als Jäger und Sammler. Die Felswände sind mit den Negativen etlicher Hände, meist linker, übersät. Die Menschen legten ihre Hände dazu flach auf die Felswand und bliesen mit dem Mund eine flüssige, natürliche Farbtinktur durch hohle Tierknochen hindurch rund um die aufgelegten Hände. Außer Handkonturen sind auch Guanakos, Jagdszenen, Pfeile, Kreise und andere geometrische Formen zu erkennen, deren Bedeutung die Wissenschaftler bis heute vor ein Rätsel stellt. Vor oder nach der Führung ist noch Zeit, durch die beeindruckende Canyon-Landschaft des Río Pinturas, der ebenfalls Teil des Parque Patagonia ist, zu spazieren.

 

Zur Höhle der Hände mit dem Privatfahrzeug:

179 Kilometer, zunächst auf der Ruta 43 bis Perito Moreno, dort in südlicher Richtung auf der Ruta 40 bis zum Abzweig zur Cueva de las Manos (ausgeschildert, ab hier Schotter). Fahrzeit ca. 2,5 Stunden ONE WAY.

 

Die Führungen finden zwischen 9 und 19 Uhr jeweils zur vollen Stunde statt. Um lange Wartezeiten zu vermeiden, lohnt es sich früh dort zu sein (hier gilt: wer zuerst kommt, mahlt zuerst), ausreichend Wasser und evtl. einen kleinen Snack für längere Wartezeiten mitzunehmen. Mehrmals täglich finden auch zweisprachige Führungen (Spanisch & Englisch) statt.

Alles rund ums Auto mieten in Argentinien findest Du in diesem Artikel.

 

Organisierte Exkursion zur Höhle der Hände ab Los Antiguos

Wenn Du kein Auto hast, kannst Du Dich einer organisierten Exkursion ab Los Antiguos oder Perito Moreno anschließen, z.B. mit Chelenco Tours. Die Touren finden im Sommer täglich statt.

 

Bild 1: Farbenfrohe Felsenwelt im Parque Patagonia

Bild 2: Canyon Río Pinturas

Bild 3: Höhle der Hände

Ruta 41 & Berg Monte Zeballos (2749 m)

Die Ruta Provincial 41 verbindet Los Antiguos mit Lago Posadas. Sie führt durch spektakuläre Landschaften und kann zu einem Teil im Rahmen einer Tagestour besucht werden. Diese inkludiert i.d.R. die Fahrt bis zum Monte Zeballos und ein paar kleinere Wanderungen entlang der Ruta. Schöner ist es aber natürlich, selbst zu fahren und ein paar Tage in Lago Posadas zu verbringen. Ausführlich berichte ich in diesem Artikel über die wunderschöner Panoramastraße (bald online).

 

Panoramastraße Ruta Provincial 41, Monte Zeballos
Panoramastraße Ruta Provincial 41, Monte Zeballos

Capillas de Mármol (Chile)

Ein weiteres Highlight ist die Fahrt über die Ruta 265 in Chile (Schotter), die sich zum Teil hoch über dem Lago Carrera durch die Felsen schlängelt und fantastische Blicke auf den See und die umliegenden Berggipfel bietet. Von Los Antiguos aus werden Tagestouren zu den Marmorhöhlen im Carrera See angeboten.

Wenn Du Zeit im Gepäck hast, rate ich unbedingt von einer derartigen Tagestour ab, denn der kleine Ort Puerto Río Tranquilo verdient etwas mehr Aufmerksamkeit. Da die Bootstouren vor Ort kurzfristig gebucht werden können, kannst Du so ein Wetterfenster abwarten und Deinen Aufenthalt mit weiteren Exkursionen verbinden, z.B. in den nahegelegenen Nationalpark Laguna San Rafael.

 

Bild 1: Panoramastraße am Carrera See, Chile

Bild 2: Capillas de Mármol, Chile

Bild 3: Nationalpark Laguna San Rafael, Chile

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